Seit ein paar Monaten teilen ich und meine Partnerin das Bett nicht mehr. Sie schläft auf dem Gästebett und ich meist im Ehebett. Zu Beginn dachte ich noch es ist positiv und nur von kurzer Dauer. Denn wir hatten beide viel zu tun und unterschiedliche zu Bett-geh-Zeiten. Leider ist es jetzt immer noch so obwohl wir mehr Zeit haben. Ich mache mir häufig Gedanken, denn es ist mir peinlich das vor unseren Freunden zu sagen. Was hat das für Auswirkungen?

Getrennte Betten oder ein gemeinsames Bett oder beides sind sehr individuelle Entscheidungen und werden aus unterschiedlichen Motiven getroffen. Sie haben somit auch unterschiedliche Konsequenzen für die Beziehung.

Studien zeigen, dass Paare im gemeinsamen Bett körperlich unruhiger schlafen. Diese Unruhe überträgt sich aber nicht auf das Gehirn. Denn gemessen an den Schlafzyklen haben Paare im Bett einen ruhigeren Schlaf mit weniger Unterbrechungen. Auch subjektiv meinen viele Menschen, mit dem Lieblingsmensch an der Seite sich nachts tiefer zu erholen. Der Mythos dass eine Beziehung schlecht sei oder das Ende drohe, wenn das Paar das Bett nicht teilt hält sich hartnäckig. So schreibt auch die amerikanische Schlafmedizinerin Wendy Troxel, dass vor allem soziale Normen für das Bedürfnis nach nächtlicher Nähe verantwortlich sind.

Getrennte Schlafzimmer assoziieren wir mehr mit Beziehungsproblemen. So halten auch viele Paare am gemeinsamen Bett fest, auch wenn das nicht ihr momentanes Bedürfnis ist. Vielleicht weil einer schnarcht oder oft auf die Toilette muss, also die Nachtruhe gestört ist. Was sind für Sie Aspekte, die fehlen und die sie gewinnen, wenn Sie das Bett nicht teilen? Ein gemeinsames Bett kann das Bedürfnis nach Nähe befriedigen und die Gelegenheit für Sexualität geben. So begegnet sich das Paar im Bett ungeschminkt und die Zeit der Intimität beginnt, wenn es beide schaffen den Alltag und die Arbeit hinter sich zu lassen. Das gemeinsame Bett kann also auch für Intimität, Abgeschiedenheit und Zweisamkeit stehen. Das haben Paare die getrennte Betten pflegen weniger. Sie müssen sich die Gelegenheiten für körperliche Nähre und Sexualität bewusster schaffen, wenn sie das möchten. Dies kann auch ein Vorteil sein, denn so besteht die Möglichkeit den anderen einzuladen in den eigenen erotischen Raum. Dies bietet vielleicht Abwechslung zu den gewöhnlichen und oft gleichen Abläufen im Ehebett. Hier können Sie für sich schauen, was finden Sie persönlich? Was fehlt Ihnen am gemeinsamen Bett? Was gibt Ihnen das getrennt Schlafen? Welche Wirkung hat das auf Ihre Beziehung und gefällt Ihnen diese?

Vielleicht sind Sie schon mit Ihrer Partnerin im Gespräch darüber, denn dies kann helfen für sich klarer zu werden. So werden Bedürfnisse und Wünsche fassbarer, denen Sie dann nachgehen können.

Katrin Lukas, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich,
Beratungsstelle Bülach

Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 11.05.23 veröffentlicht.

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