Mein Mann hat sich kürzlich bei mir beklagt, wir würden uns kaum mehr anfassen. Bei uns ist so viel los. Wir arbeiten beide, die Kinder halten uns auf Trab. Abends bin ich müde und am liebsten würde ich dann einfach ganz alleine auf meinem Tablett eine Serie schauen. Kuscheln wäre ok, aber mein Mann ist dann immer gleich erregt. Das stresst mich. Was können wir tun damit kuscheln wieder ohne Sex möglich wird?

Der Alltag fordert Ihnen einiges an Energie ab. Am Abend sind Sie müde und wie es mir scheint, befürchten Sie, sich dann auch noch um die Bedürfnisse Ihres Mannes kümmern zu müssen. Am liebsten würden Sie etwas tun, wie eine Serie zu schauen, wo Sie sich um nichts und niemanden kümmern müssen. Auch nicht um sich selber? Selbstfürsorge fordert auch Energie ein, ich bin mir bewusst, dass eine Serie oder das Surfen im Internet eine niederschwellige Möglichkeit darstellt, sich vom Alltag abzulenken. Richtig erfüllend ist das aber in der Regel nicht. Es ist schwierig sich auf Andere einzulassen, wenn man sich ausgelaugt fühlt. Was tut Ihnen wirklich gut? Was tat Ihnen gut als Sie noch weniger Verpflichtungen hatten? Sprechen Sie sich mit Ihrem Mann ab. Planen Sie Zeitfenster, wo jeder von Ihnen Zeit für sich selber hat und gestalten Sie diese bewusst.

Planen Sie auch Zeitfenster ein wo Sie sich als Paar Zeit nehmen. Legen Sie Ihre Geräte zur Seite, und befassen Sie sich miteinander. Es müssen keine grossen Aktivitäten ein. Tauschen Sie sich aus. Wie war Ihr Tag? Was hat Ihnen Freude gemacht? Wo hatten Sie Herausforderungen zu meistern? Welche Erwartungen spüren Sie von Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin? Verifizieren Sie, ob diese tatsächlich vorhanden sind.

Planen Sie auch bewusst Zeiten ein, wo Sie sich einander körperlich zuwenden können. Kuscheln, knutschen, massieren bedeuten nicht, dass es danach zum Geschlechtsverkehr kommen muss. Wenn einer von Ihnen erregt ist, ist das schön, bedeutet jedoch nicht automatisch, dass es dem Anderen gleich gehen muss. Geniessen Sie den Moment. Wenn es sich stimmig anfühlt machen Sie weiter, wenn nicht, dürfen Sie sich bedanken und es dabei belassen.

Inma Vidal, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Winterthur