Es erfordert einen langen Atem und Geduld, am Selbstwert zu arbeiten, da innere Einstellungen, Glaubenssätze und Verhaltensmuster nicht sofort veränderbar sind. Die Stabilität der vier Säulen des Selbstwertes kann jedoch gezielt verbessert werden.
Die erste Säule ist die «Selbstakzeptanz», bei der Achtung, Selbstliebe und Wertschätzung der eigenen Person unabhängig von Leistungen, Fähigkeiten und sozialen Erfolgen entwickelt werden können. Dies schliesst auch die Akzeptanz von negativen Aspekten des Selbsts mit ein.
Die zweite Säule bezieht sich auf das «Selbstvertrauen». Dabei geht es um eine positive Einstellung zu den eigenen Fähigkeiten und Leistungen, was auch das Durchhaltevermögen sowie die Fähigkeit, von etwas loslassen zu können – also das Bewusstsein um die eigenen Grenzen – einschliesst. Auch in diesem Bereich besteht für Menschen die Möglichkeit, positive Veränderungen herbeizuführen.
Die dritte Säule umfasst die «soziale Kompetenz». Hierbei geht es um die Fähigkeit, positive Kontakte zu anderen Menschen zu erleben und das Gefühl zu haben, auch schwierigen sozialen Situationen gewachsen zu sein.
Die vierte Säule, das «soziale Netz», beschreibt das Eingebundensein in positive soziale Beziehungen.
Gemeinsam bilden alle diese Säulen den Selbstwert, also den Wert, den eine Person sich selbst gegenüber empfindet.
Es erfordert eine kontinuierliche Selbstreflexion, sowohl im Umgang mit dem Lebenspartner als auch im sozialen Umfeld. In diesen Interaktionen testet man sich selbst und gewinnt wertvolle Erkenntnisse aus den erlebten Situationen. Innerhalb der Partnerschaft können Glaubenssätze und Reaktionen aufeinander hinterfragt werden, wobei ehrliche Rückmeldungen unterstützend wirken.
Ein externer Blick, beispielsweise im Rahmen einer Paarberatung, kann die Reflexion zusätzlich fördern. Ein Beispiel: «Warum denke ich sofort, dass meine Partnerin mich langweilig findet, wenn sie sich mit ihrer besten Freundin trifft anstatt mit mir? Warum trifft mich das, und welche Bedürfnisse der Anerkennung soll hier meine Partnerin befriedigen? Übertrage ich die Verantwortung und bin verärgert auf sie, wenn sie mir das nicht gibt? Oder möchte ich selbst die Verantwortung übernehmen und meinen Selbstwert stärken, sodass dieser nicht mehr so stark von meiner Partnerin abhängig ist? Dies trägt positiv zu unserer Beziehung bei, ich fühle mich wohler und authentischer. Möglicherweise werde ich dadurch auch interessanter und attraktiver für meine Partnerin.»
Katrin Lukas, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Bülach
Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 11.04.2024 veröffentlicht.