Wir sind seit 12 Jahren ein Paar. Was mache ich, wenn mein Partner sich zurückzieht und schweigt? Es kommt immer häufiger vor und ich reagiere mit Ärger. Auf bestimmte Themen reagiert er nicht und er weiss wie ich mich fühle-wie im Regen stehen gelassen. Es ist sehr schlimm für mich, dass ich das Gefühl habe er ignoriert mich.

Was Sie erleben kommt häufig vor in Paarbeziehungen, Schweigen und Rückzug sind Gift für die
Partnerschaft. Gut dass Sie sich Gedanken machen darüber und die Situation nicht einfach
hinnehmen. Sie könnten sich überlegen bei welchen Themen das passiert und was der Grund sein könnte, dass Ihr Partner sich bei bestimmten Themen zurückzieht. Ist es Überforderung, oder Angst vor den Folgen, wenn die Themen besprochen würden? Fürchtet er sich vor Ihrer Reaktion, fühlt er sich Ihnen in der Situation unterlegen? Will er sich schützen vor unangenehmen Gefühlen, die mit dem Thema verbunden sind?

Wenn das Gegenüber sich verweigert in Kontakt zu treten fällt es schwer, dies nicht persönlich zu nehmen. Die Frage ist: Mit wem hat es mehr zu tun – mit mir oder mit meinem Lieblingsmenschen? Und was hat es mit unserer Beziehungsdynamik zu tun? Was ist mein Beitrag zur Dynamik? Sie reagieren auf sein Schweigen mit hoher emotionaler Spannung, die sich durch Ärger zeigt. Vielleicht sind Sie angriffig und vorwurfsvoll. Was hat dies für eine Wirkung auf Ihren Partner? Wahrscheinlich nicht die, die Sie sich wünschen – dass er mit Ihnen das für Sie wichtige Thema bespricht oder sich anhört was Sie dazu zu sagen haben. Sie können sich überlegen, was Sie tun können, um wieder gut in Kontakt treten zu können? Kann und will ich hier eine andere Haltung einnehmen und anders auf meinen Partner zugehen? Wenn Sie auf Ihrer Seite einen gelasseneren Umgang mit der Schwierigkeit finden, mit der emotionalen Spannung umgehen und sich beruhigen können, dann ist schon mal viel gewonnen.

So können Sie weitere Schritte gut überlegen. Wollen Sie ihm nochmal mitteilen, wie sein
Schweigen bei Ihnen ankommt und warum das Sprechen für Sie wichtig ist. Zudem können Sie ein Angebot machen, gemeinsam zu schauen was die Situation so schwierig werden lässt. Sie können sich auch überlegen, zu welchem Zeitpunkt sprechen Sie schwierige Themen an, so dass der Andere Zeit hat, sich vorzubereiten.

Katrin Lukas, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Bülach

Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 31.08.2023 veröffentlicht.

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