Meine Frau und ich sind seit 15 Jahren ein Paar, seit 11 Jahren sind wir verheiratet. Wir haben drei schulpflichtige Kinder. Eigentlich dachte ich, es gehe uns gut in der Beziehung. Nun hat sie mir gesagt, sie würde gerne die Beziehung öffnen. Ich finde den Gedanken schwierig. Sie sagt sie liebe mich und wolle weiterhin mit mir zusammen sein. Sie wünsche sich einfach etwas mehr Abwechslung. Ich weiss nicht was ich davon halten soll. Kann das funktionieren?

Der Umstand, dass Ihre Frau auf Sie zugekommen ist und ihre Gedanken mit Ihnen geteilt hat, zeugt von Mut und Vertrauen. Dies bietet Ihnen beiden als Paar die Möglichkeit, miteinander in einen Austausch darüber zu kommen was sie möchten, wo ihre Sehnsüchte liegen und was ihre Befürchtungen sind. In dieser Auseinandersetzung erscheint es mir wichtig, dass Sie beide ehrlich zu sich selbst und auch zueinander sind. Kann sich jeder von Ihnen vorstellen, Ihre*n Partner*in mit anderen Menschen zu «teilen»? Was ist das tiefere Motiv dahinter? Welche Bedürfnisse bzw. Sehnsüchte sollen befriedigt werden? Was wäre danach für Sie als Einzelpersonen anders? Was würde sich in ihrer Beziehung verändern? Was würde gleichbleiben? Ist das Öffnen der Beziehung die einzige Möglichkeit, um den erwünschten Zustand zu erreichen oder wäre es auch möglich, etwas davon in der Kernbeziehung umzusetzen? Ist die offene Beziehung ein Modell, hinter dem Sie beide stehen können, welches die Bedürfnisse von beiden befriedigt?

Auf Ihre Frage ob das Funktionieren kann: Diese Frage kann nur jede*r für sich beantworten. Eine Einwilligung, «der Beziehung zuliebe» oder um eine Trennung oder einen Konflikt zu vermeiden, kann auf lange Frist nicht funktionieren. Sollten Sie beide zur Überzeugung gelangen, dass das Beziehungsmodell für sie passt, ist es wichtig, dass Sie als Paar Rahmenbedingungen festlegen. Häufig fühlen sich die Dinge in der Umsetzung anders an als in unseren Vorstellungen. Dazu kommt, dass sich Gefühle nicht planen lassen. Umso wichtiger ist es, dass Sie beide aufmerksam bleiben und regelmässig überprüfen, wie es ihnen damit geht.

Inma Vidal, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Winterthur

Dieser Artikel wurde am 9.12.2021 im Stadtanzeiger Opfikon Glattbrugg veröffentlicht.