Mein Mann und ich streiten uns eigentlich die ganze Zeit wegen irgendwelchen unwichtigen Dingen. Obwohl ich mir Mühe gebe, endet es häufig in einem Streit. Meist weiss ich am nächsten Tag schon nicht mehr, weshalb wir gestritten haben, aber es geht mir nicht gut und ich mache mir Sorgen, was die Kinder mitkriegen. Wie soll ich mich verhalten?
Streitereien um unwichtige Dinge prägen den Alltag vieler Paare. Das kostet viel Energie und Zeit, schön dass Sie genauer hinschauen wollen! Das lohnt sich in jedem Fall, nicht zuletzt auch für Ihre Kinder, für die Sie das wichtigste Vorbild sind. Sie können es sich vorstellen wie ein Eisberg: Sichtbar ist nur die Spitze, der grösste Teil ist unsichtbar im Wasser. Die Spitze ist also zum Beispiel das schmutzige Geschirr in der Spüle. Unter dem Wasserspiegel verborgen sind die tieferliegenden Gründe, das worum es eigentlich wirklich geht. Gemäss Howard Markman, einem amerikanischen Paartherapieforscher, gibt es drei übergeordnete Dimensionen von Konfliktthemen, egal ob im privaten oder im beruflichen Kontext. Die drei Bereiche sind Macht/Kontrolle, Fürsorge/Nähe sowie Respekt/Anerkennung. In den ewigen Streitereien kämpfen wir darum, die Kontrolle zu behalten, Nähe zu spüren oder Anerkennung zu erhalten. Es geht um tieferliegende Bedürfnisse, welche erfüllt werden möchten. Die gute Botschaft ist, dass es Wege aus dieser Beziehungssackgasse gibt. Es braucht etwas Zeit und Energie, neue Muster zu erarbeiten.
Forschen Sie nach, aus welchen Bedürfnissen heraus Sie streiten. Welche Gefühle haben Sie? Können Sie diese in Worte fassen? Am besten nehmen Sie grad einen Stift und Papier zur Hand. In einem ersten Schritt gilt es, die eigenen tieferen Bedürfnisse wahrzunehmen. Nehmen Sie sich etwas Zeit dafür. Dann kommt die Hinwendung zum Partner oder der Partnerin. Es braucht Raum für die Perspektive des Gegenübers, aus welchen verborgenen Bedürfnissen könnte er oder sie streiten? Dann geht darum, gemeinsam ein neues Muster zu entwickeln. Anstatt vorwurfsvoll zu sagen „Immer hängst Du am Handy!“ würde es vielleicht so tönen: „Ich verliere die Verbindung zu Dir und fühle mich unwichtig. Ich möchte gerne im Kontakt mit Dir sein. Bitte leg mal Dein Handy weg.“. Dieser Prozess, an dem beide beteiligt sind, ist der Schlüssel zur Verbesserung der Beziehungsdynamik.
Salome Roesch, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich,
Beratungsstelle Wetzikon
