Bis wir die Kinder hatten, führten wir eine gute Partnerschaft. Es dauerte fünf Jahre, bis unser erster Sohn zur Welt kam. Nun haben wir drei Kinder im Kleinkindalter und arbeiten beide Teilzeit. Ich habe das Gefühl, an einem Dauermarathon teilzunehmen. Ich befürchte, dass wir uns entlieben, weil wir nie Zeit haben. Was können wir tun?

Sie schildern die Lebenssituation von Eltern mit Kleinkindern sehr anschaulich und sprechen vielen Müttern und Vätern aus der Seele. Ja – es ist eine grosse Herausforderung, Kindererziehung, Erwerbs- und Hausarbeit sowie die Organisation des Alltags unter einen Hut zu bringen. Ungestörte Zeit zu zweit werden zum Luxusgut. Nicht umsonst gilt der Übergang von der Paarbeziehung in die Familienphase als anfällig für Krisen, bis hin zur Trennung. Bei Ihnen stehen die Chancen gut, dass Sie und Ihr Mann diese Klippen umschiffen werden. Sie blicken zurück auf  fünf Jahre Zweisamkeit und haben viele positive Erinnerungen an diese Zeit. Bildlich gesprochen hat Ihr Beziehungshaus ein gutes Fundament, es hält einem Sturm stand. Sie kommen jedoch nicht umhin, Ihre Beziehung  zu pflegen, sonst besteht die Gefahr des Entliebens tatsächlich. Aber wie? Oft ist bereits für ein Abend  zu zweit  auswärts der Organisationsaufwand so hoch, dass man es bleiben lässt. Es gibt jedoch noch andere Möglichkeiten, die Beziehung auch im Alltag zu pflegen. Der Aufwand ist minimal, der Ertrag hoch. Es braucht allerdings ein bisschen Disziplin, da Sie den minimalen Aufwand regelmässig, im Idealfall jeden Tag, betreiben sollten. Nehmen Sie sich eine Viertelstunde Zeit miteinander. Vielleicht am Abend, wenn die Kinder im Bett sind. Falls das Wohnzimmer noch nicht ganz aufgeräumt ist, lassen Sie die Spielsachen liegen. Schalten Sie den Computer aus und legen Sie das Handy weg. Wenden Sie sich einander zu und lassen Sie einander teilnehmen an den Erlebnissen des Tages.

Sie könnten ein Ritual daraus machen, einander etwas Positives zu erzählen, etwas das Ihnen gut gelungen ist, etwas das Sie erfreut hat. In diesen Minuten steht nicht die Lösung von Problemen im Vordergrund, sondern das gegenseitige Interesse am Leben des anderen. Es sind die kleinen Dinge, die unseren Alltag prägen. Vielleicht animiert Sie die Vorweihnachtszeit, sich einen Elternadventskalender in Form eines täglichen 15 minütigen Tête-à-Tête zu schenken.

Salome Roesch, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich
Beratungsstelle Wetzikon

Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 1.12.22 veröffentlicht.

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