«Wie soll ich mit meiner Eifersucht umgehen?»

Ich bin 35 Jahre alt und seit 6 Jahren mit meinem Partner zusammen. Ich hatte vor ihm immer nur kürzere Beziehungen und kann mir vorstellen kann, mit ihm alt zu werden. Wir unternehmen viel zusammen und haben einen grossen Bekanntenkreis. Mein Partner pflegt auch viele weibliche Bekanntschaften und zunehmend macht mir meine Eifersucht zu schaffen. Ich ertappe mich manchmal beim Gedanke, sein Handy kontrollieren zu wollen oder misstraue seinen nur freundschaftlichen Ab­sichten. Bis jetzt haben wir uns immer unsere Freiräume gelassen und uns auch vertraut. Ich möchte auch, dass dies so bleibt, und kann gar nicht verstehen, was los ist mit mir. Haben Sie eine Erklärung?

Fast alle wissen wie sich Eifersucht anfühlt, denn schon als Kind ist man mit diesem Gefühl konfrontiert, wenn jemand anders die Aufmerksamkeit erhält, die man sich selber wünscht (z.B. bei der Geburt eines Geschwisters). Im Laufe des Lebens reift die Eifersucht heran, kann wachsen und gedeihen. Enttäuschungen oder Vertrauens­brüche bieten einen idealen Nährboden. Trotzdem wird selten darüber geredet, weil man sich meistens dafür schämt und seinem Partner doch vertrauen möchte. Eifersucht kann auch als eine Art von Verlustangst gesehen werden. Man möchte den geliebten Partner nicht mehr verlieren. Die positive Variante von Eifersucht ist darin zu sehen, dass man in der Beziehung aufmerksam bleibt und spürt, dass der Partner wertvoll und wichtig ist. Schwieriger wird’s, wenn man zunehmend davon eingenommen ist und krampfhaft beginnt Indizien zu sammeln. Sie beschreiben, dass dies Ihre erste langjährige Beziehung ist. Ihre alten Erfahrungen mit kurzen Beziehungen fördern nun die Angst, dass es vielleicht bald vorbei sein könnte, dass Ihr Partner vielleicht schon bald genug von Ihnen hat. So kann dieses ungeliebte Gefühl ein Hinweis sein, dass Sie sich die Exklusivität der Bindung sichern wollen. Seien Sie mutig und sagen Sie Ihrem Partner, dass Sie er Ihnen wichtig ist und stehen Sie zu Ihrer Angst. Fragen Sie ihn, wie es ihm geht und reden Sie darüber, wo Sie sich gemeinsam in 5  oder 10 Jahren sehen.

Daniela Wurz, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Bülach

Dieser Artikel wurde am 24.10.21 im Stadtanzeiger Opfikon-Glattbrugg veröffentlich.