Gedanken zu einem Familienfest, das unbedingt fröhlich sein soll

An Weihnachten steht bei vielen Menschen die Familie im Zentrum. Die Erwartungen an ein schönes Fest sind hoch, manchmal zu hoch. Paarberater und Mediator Viktor Arheit berichtet aus seiner Arbeit und gibt Tipps, die Türen für Neues öffnen können.

«An Weihnachten wollen wir fröhlich sein, das Familienfest soll schön sein, wir möchten uns geborgen fühlen im Kreis unserer Lieben», erklärt Viktor Arheit, Paarberater und Mediator. Er ist in Affoltern Stellenleiter der Beratungsstelle «Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich». Bis vor einem Jahr hiess diese Stelle « Ökumenische Beziehungsberatung».
Wenn Arheit von seinen Erfahrungen aus der Beratungstätigkeit in der Weihnachtszeit berichtet, geht es um hohe Erwartungen, Stress, Enttäuschungen und Bilder einer heilen Welt. Weihnachten sei in unserer Kultur sehr stark zum Familienfest geworden, was für Alleinstehende eine ganz eigene und andere Herausforderung bedeutet. Als Paarberater beleuchtet er hier nun vor allem die Thematik der Weihnachtszeit im Familienkreis.
Natürlich sei dieses Fest nicht für alle Familien eine mit Stress verbundene Knacknuss. Die Frage «Wer hat Angst vor Weihnachten?» passe ja eigentlich nicht wirklich zur Weihnachtsbotschaft, denn Weihnachten stehe für Freude und Hoffnung. «Und doch ist für viele Menschen diese Zeit mit Stress und Erwartungsdruck gefüllt.» Und Stress habe mit Angst zu tun. «Angst, nicht alles erfüllen zu können, was wir von uns erwarten oder meinen, dass andere es von uns erwarten.»

Mut für neue Formen
Was tun, damit das Fest gelingt? «Überlegen Sie sich, was Ihnen wirklich wichtig ist, was sie erwarten und was Sie sich wünschen – und sprechen Sie miteinander darüber», rät Viktor Arheit. «Wie wäre es, wenn die Familie einmal ganz anders feiern würde? Doch das könnte auch bedeuten, auf gewisse Traditionen zu verzichten.» Er wolle allen, die Angst haben vor Weihnachten, Mut machen für Neues. Es lohne sich manchmal, traditionelle Abläufe oder Bilder loszulassen. «Öffnen Sie Türen für neue Formen! Im Stall in Bethlehem standen die Türen auch offen.»
Was könnte das konkret bedeuten? «Vielleicht reduzieren Sie die Anzahl der Geschenke oder verzichten auf einen der zahlreichen Anlässe, um mehr Zeit zu haben. Oder vielleicht nehmen Sie sich als Paar an den Feiertagen ganz bewusst zwei Stunden Zeit für einen Spaziergang ohne Handy und ohne Kinder.» Und er ergänzt: «Denn, ganz wichtig: Auch die Partnerschaft braucht Zeit in der Weihnachtszeit, nicht nur die Kinder die Familien.»

Hohe Erwartungen
Der Paarberater erläutert auch, was die Hintergründe des Familienstress sein können: Das Bild von Weihnachten mit Maria, Josef und dem Kind in der Krippe suggeriere das Familienglück. «Und genau diese Erwartungen an das Familienglück sind an den Weihnachtstagen sehr hoch. Wir wollen zeigen und spüren, dass wir Familie sind, das wird dazu- und zusammengehören. Und wir wollen fröhlich sein und es schön haben zusammen.»
Doch nicht nur die hohen, manchmal zu hohen Erwartungen an das Fest seien Auslöser für Stress. Die Adventszeit sei an sich schon stressig und oft überladen mit verschiedensten Feiern und Anlässen. Die Hektik sei gross, und das Einkaufen der richtigen, passenden und möglichst originellen Geschenke brauche viel Zeit. «Das Nervenkostüm ist somit oft nicht besonders stark, wenn es endlich Heiligabend ist.»

Dieser Bericht ist im Anzeiger Bezirk Affoltern erschienen.
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