Grundsätzlich liebe ich meinen Partner. Schwierig finde ich, dass wir nicht über unsere Gefühle reden können. Er scheint sich für mein Befinden wenig zu interessieren. Und wenn er mal zuhört, macht er sofort Lösungsvorschläge. Das führt zunehmend zu Konflikten. Ich wünsche mir, emotional abgeholt zu werden. Was kann ich machen?
Ihre Fragestellung ist ein sogenannter Klassiker in der Paarberatung. Durchschnittlich fühlt sich einer der Partner vom anderen nicht wirklich verstanden oder bemängelt ehrliches Interesse. Dieser Zustand hat viele Ursachen. Um ein gutes Gespräch führen zu können, braucht es Zeit und Augenkontakt. Zwischen Tür und Angel geht das nicht.
Am einfachsten ist es, das Bedürfnis anzukündigen: «Ich möchte dir gern etwas sagen.» So können Sie die Bereitschaft und Verfügbarkeit Ihres Partners abklären.
Bitten Sie einfach zuzuhören, um raschen Lösungsvorschlägen vorzubeugen. Wir alle unterliegen der gesellschaftlichen Konditionierung von Leistungs- und Lösungsorientiertheit. Diese führen im Privatleben aber nicht zum Erfolg. Die emotionale Herzebene ist gefragt. Und das gelingt nur, wenn ein grundsätzliches Interesse am Gegenüber besteht.
Dominiert der Vorwurf «Du hörst mir nie zu» und haben sich Wertschätzung und Respekt verabschiedet, wird es schwierig. In der diagnostischen Einschätzung bezeichnet man diesen Zustand als «stabil unzufrieden».
Nun ist es auch so, dass eine verständnisvolle Gesprächsführung, in der Gefühle besprochen werden und Konfliktfähigkeit besteht, vorwiegend in der Herkunftsfamilie erlernt wird. Besteht dies bezüglich ein Manko, können im Erwachsenenleben diese Kompetenzen in Coachings oder in der Paarberatung trainiert werden. Empfehlenswert ist es, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen gemeinsamen Aktivitäten, zusammen lachen können und auch ernsthafteren Gesprächen anzustreben. Selten, aber doch zu erwähnen ist das Asperger-Syndrom. Das ist eine angeborene Beeinträchtigung in der Kommunikation und in der sozialen Interaktion. Bestehen solche Anzeichen, wird eine Abklärung empfohlen.
Margareta Hofmann, Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich
Beratungsstelle Uster
Dieser Artikel wurde im reformiert. Nr. 3/Februar 2024 unter der Rubrik «Lebensfragen» veröffentlicht.