Neulich habe ich meiner Frau einen Strauss Rosen geschenkt, wie ich dies in letzter Zeit öfter tue. Doch anstatt sich dafür zu bedanken, warf sie mir verärgert ein Buch vor die Füsse: „Die 5 Sprachen der Liebe“. Ich solle es gefälligst mal lesen, dann würde ich verstehen, was sie wirklich brauche. Danach kam ein Monsun an Vorwürfen: Zu wenig Unterstützung im Haushalt, abends zu lange weg, zu wenig Zeit für die Kinder. Stimmt, aber genau deswegen wollte ich ihr ja Blumen schenken. Ich bin verwirrt und mag aus Frust das Buch nicht anrühren. Sollte ich?

Für den Fall, dass das Buch noch in Reichweite ist, möchte ich es Ihnen empfehlen. Ich halte es für wahrscheinlich, dass Sie nach der Lektüre einiges besser verstehen: Ihre Frau, sich selbst und am Ende (nicht nur) das mit den Blumen. Gary Chapman, amerikanischer Paar- und Beziehungsberater, beschreibt in jenem Buch fünf verschiedene Sprachen, welche Liebe auszudrücken vermögen: `Lob und Anerkennung` – diese Sprache findet ihren Ausdruck in der Wertschätzung des Anderen (z. B. durch anerkennende Worte). `Zweisamkeit` – hier ist es die Zeit, welche ich zusammen mit meiner Partnerin oder meinem Partner für Gespräche, gemeinsame Unternehmungen etc. verbringe.  `Unterstützung` , d. h. die gegenseitige Hilfe im Alltag (z. B. die Kinder abnehmen), vermag als weitere Sprache die Liebe ausdrücken, neben `Zärtlichkeit und Sexualität` sowie `Geschenken, die von Herzen kommen`. Und in Letztgenannte fallen Ihre Blumen. Jeder Mensch hat nun Vorlieben für bestimmte Liebessprachen – schauen Sie einmal bei sich. Spannend wird es, wenn Sie Ihre Frau fragen, wodurch Sie sich geliebt fühlt. Tauschen Sie sich aus und seien sie auf Differenzen gefasst. Diese erklären sich mitunter dadurch, dass man vorzugsweise in der Sprache liebt, in welcher man selbst geliebt werden möchte. Ihre Frau vermisst die Unterstützung, diese Sprache ist für sie vermutlich bedeutsamer als `Geschenke`.  Beleuchten Sie im gemeinsamen Gespräch nicht nur was Sie jeweils vermissen, sondern benennen Sie auch, was schon da ist. Und binden Sie so miteinander einen Blumenstrauss der Liebe.

Werner Klumpp, Paarberatung und Mediation, Kanton Zürich, Beratungsstelle Bülach

Dieser Artikel wurde am 30.09.21 im Stadtanzeiger Opfikon-Glattbrugg veröffentlich.