Meine Partnerin läuft in Gesprächen oft davon. Das passiert, wenn sie mir von einem Problem erzählt und ich sie dann berate. Der Streit beginnt in dem Moment, in dem sie behauptet, ich würde sie nicht verstehen. Aus meiner Sicht denke ich aber mit und mache gute Lösungsvorschläge. Diese Szenen kommen in letzter Zeit immer häufiger vor, und ich weiss nicht weiter. Was läuft hier falsch?

Gespräche, in denen sich keiner verstanden fühlt, neigen zu Eskalationen. In Ihrem Beispiel versuchen beide Partner mit Nachdruck, ihre jeweilige Position darzulegen. Beruflich funktionieren wir mehrheitlich auf der kognitiven Ebene. Je besser und schneller Probleme analysiert und gelöst werden, desto erfolgreicher ist die Karriere. Die Frage ist also, warum das in einer Beziehung manchmal nicht zu funktionieren scheint.

Als Paartherapeutin sehe ich zwei Ansätze. Individuell gesehen haben wir Menschen die Fähigkeit, unser Leben selbstwirksam zu gestalten. Die Lösungen liegen in uns selber, sind aber manchmal noch nicht fassbar. Hilfreich sind gute Gespräche, in denen wir zu mehr Klarheit gelangen. Unterstützt durch Fragen des Gegen übers können wir neue Sichtweisen und Ansätze entwickeln. Oder auch Situationen umbewerten. In dem Sinn, dass alles halb so schlimm oder nicht mehr als relevant eingestuft wird. Wer dann zusätzlich einen Ratschlag wünscht, wird das aktiv äussern.

Hilfreich ist die Unterscheidung zwischen rationaler Kommunikation und emotionaler Kommunikation. Beginnt Ihre Partnerin also mit den Worten: «Ich mache mir Sorgen wegen der steigen den Kosten», dann kümmern Sie sich als rationaler Zuhörer sofort ums Thema «steigende Kosten». Als Zuhörer auf der emotionalen Ebene gehen Sie zuerst auf die geäusserten Sorgen ein: «Was genau meinst du damit?» Wenn es um partnerschaftliche Kommunikation geht, ist es von Vorteil, beide Ebenen miteinzubeziehen. Darin liegt die Stärke eines Paares. Allerdings braucht gegenseitige Zuwendung Zeit. Hier hilft eine aktive Planung für Zeit zu zweit. Und das sind die Stichworte zum Schluss: Zeit für Gespräche finden. Zuhören und Fragen stellen. Und nur wenn gewünscht Lösungsvorschläge machen.

Margareta Hofmann, Paarberatung & Mediation im Kanton Zürich
Beratungsstelle Uster

Dieser Artikel wurde im reformiert. Nr. 20/November 2022 unter der Rubrik «Lebensfragen» veröffentlicht.

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