Schon lange sehne ich mich (33 Jahre) nach einer verbindlichen Partnerschaft. Ich hatte einige kurzzeitige Beziehungen, die ich jedoch selbst wieder aus diversen Gründen beendete: Zu verschieden, zu grosser Altersunterschied, zu unterschiedliche Vorstellungen bezüglich Sex usw. Mit Abstand betrachtet zog ich immer dann den Schlussstrich, wenn es mir in der Beziehung „zu eng“ wurde. Nun habe ich mich wirklich in einen tollen Mann verliebt und wir sind beide glücklich. Aber ich habe Sorge, dass ich auch hier wieder die „Reissleine“ ziehe, bevor sich unsere Beziehung festigen kann. Dabei ersehne ich nichts mehr, als eine feste Partnerschaft.
Ihr Wunsch nach einer festen und verlässlichen Partnerschaft ist völlig nachvollziehbar. Sie beschreiben sehr reflektiert, was Sie jeweils im Letzten veranlasste, die Beziehung zu beenden – dass es Ihnen darin „zu eng“ wurde. Wären Sie bei mir im Gespräch, würde ich an dieser Stelle nachfragen wollen: Womit bzw. wodurch wurde es Ihnen zu eng? Wie sind Sie damit umgegangen? Es lohnt sich, dass Sie zunächst diesen Fragen nachgehen. Hinter dem Gefühl, dass es in der Beziehung zu eng wird, steht oft die Angst vor zu viel Nähe oder Abhängigkeit. Das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Bedürfnisse nach Nähe und Distanz in der Partnerschaft kann schnell zu Konflikten führen. Schön, dass Sie in Ihrer Beziehung glücklich sind. Wichtig ist, dass Sie frühzeitig erkennen, falls es Ihnen „zu eng“ werden sollte. Obige Fragen können Ihrer Selbstreflexion dienen. Versuchen Sie dann im nächsten Schritt, das Problem als Chance für Veränderung zu sehen: Was bräuchten Sie, dass es in der Beziehung wieder weiter für Sie würde und was könnten Sie tun? Ist es das Bedürfnis nach Distanz im Sinne von mehr Eigenraum für sich selbst (z. B. Zeit für sich, Hobbies …)? Möglicherweise stellten Sie in der Vergangenheit eigene Bedürfnisse zurück. Dies könnte bedeuten, zu diesen zu stehen und im Gespräch mit Ihrem Partner Ihre jeweiligen Bedürfnisse nach Nähe und Distanz zu klären und das jeweilige Mass miteinander auszuhandeln. Eine Einzelberatung kann zudem hilfreich sein, um Vergangenes besser zu verstehen und einzuordnen.
Werner Klumpp, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich,
Beratungsstelle Bülach
Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon-Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 19.01.23 veröffentlicht.
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