«Seit vier Monaten bin ich mit meinem Freund zusammen. Es war Liebe auf den ersten Blick und wir verstanden uns oft ohne Worte. Er bemühte sich lange, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Einfach ein Traum­mann – bis vor kurzem. Bisher hatten wir uns täglich gesehen. Nun hat er vorgeschlagen, wir könnten uns nur noch am Wochenende treffen, er habe auch noch Hobbys und Freunde. Sein Anderssein hat mich stark verunsi• chert und ich frage mich, ob er mich überhaupt noch liebt.»

Es lässt sich nur erahnen, welch grosse Verliebtheit Sie beide in der ersten Zeit erfahren haben: Dieses wun­derbare Gefühl, es kaum zu erwarten, seinen Partner wieder in die Arme zu schliessen und von ihm umworben zu werden. Ein Erleben, das so traumhaft schön ist, dass man wünscht, es möge nie anders sein. Die von Ihnen wahr· genommene Veränderung ist ein Zeichen dafür, dass sich Ihre Liebe weiterentwickelt. Der Paartherapeut Roland Weber beschreibt diese Entwicklung in fünf Phasen der Liebe, welche immer tiefer wird: 1. Verliebtheitsphase, 2. Das Verliebtheitsgefühl verschwindet, 3. Gegensätze werden bekämpft, 4. Ich, Du und Wir, 5. Du bist mein Zuhause. Die ersten beiden Phasen sind bezeichnend für Ihr bisheriges Erleben. Dass man den Partner in der Verliebtheitsphase als nahezu perfekt wahrnimmt, liegt oft weniger an ihm, sondern vielmehr an der eigenen «rosaroten Brille». Wie gut, dass irgendwann der Zeitpunkt reif ist, diese Brille abzulegen, um den Partner so zu sehen, wie er wirklich ist – auch mit seinen Schwächen und seiner Andersartigkeit. Das Schwinden des Verliebtheitsgefühls löst verständlicherweise z,veifel aus. Dass Ihr Freund seine Bedürfnisse offenlegt, ist jedoch Ausdruck seines Vertrauens, der Sie ermutigen darf, den Weg miteinander weiter zu gehen.

Dieser Bericht ist im Stadt-Anzeiger erschienen.
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