Erinnern Sie sich noch an die Phase Ihrer ersten Verliebtheit?

Ich meine jetzt nicht die viel besungenen Schmetterlinge (oder Flugzeuge) im Bauch.

Erinnern Sie sich noch an Ihre Unsicherheit? Ihre Neugierde?

Ging es Ihnen nicht auch so, dass man völlig unsicher war, was der andere denkt, was sie fühlt, wer er ist? Dass man Tage damit verbracht hat, sich gegenseitig zu befragen? Sich in die Augen zu schauen und zu fragen «Woran denkst du gerade…? Was fühlst du…? Liebst du mich…?»

Dass man sich ständig des anderen versichert hat, weil man sich eben nicht sicher sein konnte…

Und wie ist es heute? So nach 3, 10, 15, 30, 50 Jahren?

Meist ist von der Unsicherheit – aber auch von der Neugierde – nicht mehr so ach viel übrig.

Stattdessen glaubt man zu wissen, wer der andere ist, wie er denkt und warum er wie fühlt. Man vertraut darauf, dass man sich kennt und beim anderen Bescheid weiss.

Diese Sicherheit zu wissen, wie der andere ist, führt jedoch oft zu Problemen. Unsere Vorannahmen werden für uns zur Gewissheit und die Realität öfter an die Gewissheit angepasst, als die Gewissheit an die Realität. Beim Konflikt und Streit ist das gut zu beobachten: «Du bist naiv!» « Du bist so borniert!» «Du sagst nicht, was du denkst!» «Du bist, wie Deine Mutter!» «Das meinst du doch gar nicht so!» «Du weisst nicht, was du willst!» «Du bist immer…» «Du bist so…¨!»

Jetzt könnte man sagen, aber es ist doch auch schön, wenn man sich kennt und weiss, wie der andere tickt… man hat ja schliesslich im Laufe der Jahre Erfahrungswerte gesammelt und meist liegt man ja gar nicht so verkehrt («Er verhält sich ja wirklich wie sein Vater!»). Zudem brauchen wir ja Vorannahmen und Erfahrungswerte, um unseren Alltag halbwegs effizient gestalten zu können. Und es ist ja auch schön und ein Zeichen von Zuneigung und Liebe, dass man den anderen kennt!

Ja schon, alles richtig und wichtig. Aber wo bleibt die Unsicherheit und Neugierde? – und damit der Reiz?

Versuchen Sie es doch mal… werden Sie doch nochmal unsicher und neugierig!

Fragen Sie mal Ihren Partner, was er gerade denkt und vielleicht sogar fühlt! Hinterfragen Sie mal Ihre guten alten Vorannahmen und lassen Sie sich von den Antworten überraschen. Werden Sie wieder neugierig auf Ihren Partner! «Was denkst du gerade?» «Was fühlst du?» «Warum fühlst du das?» «Was meinst du?» «Was willst du?» «Wovon träumst du?» «Was sind Deine Wünsche?» «Wie hättest du es gerne?» «Wie geht’s es dir eigentlich damit…?»

Erinnern Sie sich nochmal daran, wie schön und aufregend es damals war, nichts vom anderen zu wissen, sondern alles erforschen und entdecken zu müssen. Lassen sie sich doch nochmal auf Fragen und Überraschungen ein…