«Vor zwei Monaten habe ich mich von meiner Frau getrennt und bin in eine kleine Wohnung gezogen. lttr haben eine gemeinsame siebenjährige Toch­ter. welche nun bei ihr lebt. Meine Frau und ich haben uns darauf geei­nigt, dass sie jeweils vierzehntägig das Wochenende über bei mir ist. Auf grund des Verhaltens meiner Tochter bin ich jedoch stark verunsichert: An­statt sich zu freuen, zieht sie sich erst mal für längere Zeit in ihr Zimmer zurück und möchte in Ruhe gelassen werden. Auch will sie mir nicht er­zählen, wie die Woche zu Hause war und auch zu Aktivitäten muss ich sie oft überreden. Ich frage mich, wes­halb sie sich so verschliesst und ob sie den Kontakt mit mir überhaupt möchte.»

Bedenken Sie, dass Ihre Trennung gerade einmal acht Wochen zurück­liegt. Wie gut, dass es Ihnen bereits ge­lungen ist, sich mit Ihrer Frau auf eine Besuchsregelung für Ihre Tochter zu einigen. Diese ist eine bedeutsame Säule, die dazu beiträgt, dass Kinder die Trennung ihrer Eltern bewältigen können. Dies braucht jedoch Zeit. Kin­der entwickeln Bewältigungsstrategien und das Rückzugsverhalten Ihrer Tochter ist wahrscheinlich ein Teil da­von. Führen Sie sich vor Augen, dass Kinder den Wechsel von einem Eltern­teil zum anderen aufgrund der Trennungssituation häufig als Stresssitua­tion erleben. Neben dem Gewähren von Rückzug können Sie das Stressni­veau weiter senken, indem Sie ein Nachfragen bezüglich der Zeit bei der Mutter vermeiden. Letztgenanntes des­halb, da sich Kinder stets in einem Lo­yalitätskonflikt gegenüber ihren Eltern erleben. Bleiben Sie dran, Dinge mit Ihrer Tochter zu unternehmen, und fragen Sie, wozu sie Lust hätte. Signali­sieren Sie so oft als möglich, dass Sie weiter als Vater für sie da sind. Für den bevorstehenden Weg alles Gute!

Dieser Bericht ist im Stadt-Anzeiger erschienen.
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