«Bei uns ist es seit Jahren Tradition, dass wir uns am ersten Weihnachts­feiertag zusammen mit meinen Ge­schwistern und deren Familien bei meinen Eltern treffen. Dieses Jahr möchte sich meine Frau erstmals ausklinken. Die Treffen würden sie Immer sehr anstrengen, und die Gespräche seien ihr zu oberflächlich. Stattdessen würde sie gerne mit mir über Weihnachten ein paar Tage in die Berge fahren. Ich verstehe meine Frau teilweise, möchte aber auch meine Familie nicht vor den Kopf stossen, indem wir mit einer guten Tradition brechen. Was raten Sie?»

Weihnachten ist in vielerlei Hin­sicht das Fest der Erwartungen. Wie vermutlich zu keiner anderen Jahres­zeit bewahren wir uns gerade für diese Toge grössere und kleinere Sehnsüchte und hoffen, dass sich die­se erfüllen: Zeit für sich und fürein­ander zu haben; Zeit, um Dinge nachzuholen und zu entspannen. Da ist vor allem auch die tiefe Sehnsucht, die Tage besonders glücklich und in Harmonie zu erleben. So kommt für nur 72 Stunden einiges zusammen. Seit längerer Zeit halten Sie an der Famitientradition fest, die sicher wertvoll ist. Versuchen Sie, noch genauer zu verstehen, was Ihre Frau dazu bewegt, mit Ihnen die Zeit in Zweisamkeit zu verbringen. In welchen Momenten erlebt auch Ihre Frau die Familienbegegnungen als po­sitiv? Welche Veränderungen würde sie sich wünschen? Gibt es Dinge, die auch Sie gerne anders hätten? Es lohnt sich, mit Ihrer Familie offen dar­über zu reden, wennglei ch es Übererwindung kostet. Vielleicht liegt schliesslich ein Kompromiss auf Ih­rem Gabentisch, vielleicht auch Verständnis, das Ihnen neue Wege und Möglichkeiten der Begegnung eröffnet. Ich wünsche Ihnen und allen Leserin­nen und Lesern schöne Weihnachten!

Dieser Bericht ist im Wochenspiegel erschienen.
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