Ich bin seit knapp einem Jahr mit meinem Freund (24) zusammen und wir haben eine echt coole Beziehung. Im Herbst sind wir zusammengezogen und es läuft bis auf ein paar kleine Alltagskonflikte gut. Daher planen wir im Sommer zu heiraten. Doch es gibt da ein grösseres Problem: Die Mutter meines Freundes. Sie kocht für ihn, weshalb er auch öfters bei ihr isst. Er kommt dann auch mit Vorgekochtem und Lebensmitteln nach Hause und ich frage mich, was das soll. Auch macht sie ihm noch immer die Wäsche. Wenn sie dann noch Bemerkungen dahingehend macht, ich würde ihren einzigen Sohn wegnehmen, ist für mich genug. Ich frage mich, ob sie mir nicht zutraut, eine gute Partnerin zu sein. Dies macht mich manchmal so ärgerlich, dass ich in Frage stelle, ob wir im Sommer überhaupt heiraten sollen. Müsste ich einfach toleranter sein?

Einmal angenommen, Sie könnten zaubern: Was sollte sich verändern, damit die Situation gut für Sie wäre? Sie schreiben, dass Sie eine coole Beziehung miteinander haben. Sie wären auch bereit, der Beziehung mehr Verbindlichkeit zu geben. Blicken wir kurz zurück: Sie sind erst vor wenigen Monaten zusammengezogen. Dies war nicht nur für Sie als Paar, sondern auch für die Mutter Ihres Freundes ein Schritt, mit welchem sich Vieles veränderte. Er bedeutet sowohl für Mutter als auch Sohn Loslassen und dieses braucht Zeit. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass Sie bei Ihren Wahrnehmungen, Gefühlen und Erwartungen bleiben. Stellen Sie diese nicht in Frage, sie sind sehr nachvollziehbar. Ich vermute, dass Ihrem Freund noch gar nicht bewusst ist, wie sehr Sie das Verhalten seiner Mutter kränkt. Sagen Sie ihm, was es in Ihnen auslöst und welche Rollenverteilung Sie sich in Ihrer Beziehung vorstellen. Tauschen Sie Letztgenannte mit Ihrem Freund aus und versuchen Sie gemeinsame Lösungen zu finden. Ebenso erachte ich ein klärendes Gespräch zwischen Sohn und Mutter oder gar zu dritt als notwendig. Hierfür ist wichtig, dass Ihr Partner für sich klärt, welchen Platz er sowohl Ihnen als auch seiner Mutter in Zukunft einräumen möchte. Dann wird Ihnen auch klarer, ob Sie für die Heirat bereit sind.

Werner Klumpp, Paarberatung und Mediation, Kanton Zürich, Beratungsstelle Bülach

Dieser Artikel wurde am 21.01.21 im Stadtanzeiger Opfikon-Glattbrugg veröffentlich.