Die Weihnachtszeit steht bevor und damit die Freude auf Geschenke oder aber der Geschenkestress.
Viktor Arheit: Ja, an Weihnachten sind die Erwartungen ans Schenken und beschenkt werden gross. Zugleich sind der Kommerz und der materielle Überfluss so hoch, dass einige keine Lust mehr haben auf Geschenke.

Schenken kann aber auch etwas sehr Schönes sein. Häufig hört man dann jedoch: «Ach, das wäre doch nicht nötig gewesen.» Woher kommt diese Haltung?
Man gibt sich gerne bescheiden. Vielleicht haben viele – ob bewusst oder unbewusst – auch noch den Vers «Geben ist seliger als nehmen» im Hinterkopf. Es ist aber wichtig, dass wir gleich gerne geben wie nehmen. Beides tut gut. Wir dürfen mit Freude schenken und mit Freude annehmen.

Was bedeutet es denn eigentlich zu schenken oder beschenkt zu werden?
Sich ein Geschenk ausdenken bedeutet, sich mit einem anderen Menschen zu befassen. Und wenn ich etwas erhalte, hat das einerseits einen Sachwert und andererseits auch einen immateriellen Beziehungswert: Jemand denkt an mich, ich bin jemandem wichtig. Daher sind Geschenke sehr schöne Zeichen der Verbundenheit.

Was aber, wenn das in einer Beziehung unausgeglichen geschieht?

Vielleicht sagt dem einen das materielle Schenken weniger als dem andern. Dann kann es hilfreich sein, zusammen darüber zu sprechen, was ihr oder ihm das Schenken und beschenkt werden bedeutet. Es kann auch hilfreich sein, einander Wünsche offen zu äussern. Oder man kann sich zum Beispiel auch gemeinsame Zeit schenken.

Aber dann gibt es ja keine Überraschung mehr!

Klar, es findet vielleicht eine Entzauberung statt, aber diese Offenheit kann auch Stress reduzieren. Er oder sie merkt zum Beispiel gar nicht, was sie oder er sich wünscht, spürt aber eine Erwartung. Und das Falsche schenken oder das Falsche erhalten, das fühlt sich Beides nicht toll an. Auch wenn der Wunsch ausgesprochen ist, kann das Geschenk ja immer noch geheimnisvoll und liebevoll verpackt und überreicht werden.