Meine Partnerin und ich möchten fürs neue Jahr gemeinsam Vorsätze für unsere Partnerschaft formulieren. Was halten Sie davon?

Gerade zum Jahreswechsel sind wir oft motiviert Dinge anzugehen oder etwas Neues auszuprobieren. Diese positive Energie gilt es zu nutzen. Andererseits haben wir wohl alle schon die Erfahrung gemacht, dass die tollen Vorsätze (langfristig) oft nicht umgesetzt werden können. Das führt zu Frustration und manchmal auch zu Resignation. Vorsätze wie «dieses Jahr streiten wir weniger», «…kommunizieren wir besser», «…haben wir mehr Sex», «…sind wir bessere Eltern» sind meist zum Scheitern verurteilt und haben nur zur Folge, dass wir uns schlecht fühlen und frustriert sind. Ein Verhalten zu verändern ist sehr schwierig und braucht Zeit und Übung. Schliesslich sind die Gründe für das (unerwünschte) Verhalten oft komplex. «Nur» weil wir uns jetzt vornehmen, etwas (nicht) mehr zu tun, verhalten wir uns nicht automatisch anders. Ausserdem sind Vorsätze wie «wir kommunizieren besser» viel zu weit gefasst und zu wenig konkret. Ich würde Ihnen vorschlagen, sich als Paar ein oder zwei ganz konkrete, «kleine» und positiv formulierte Dinge vorzunehmen. Beispiele könnten sein: «Wir nehmen uns dieses Jahr alle 2 Wochen Zeit für einen gemeinsamen Spaziergang, auf dem wir uns darüber austauschen, wie es uns gerade geht» oder «wir beleben dieses Jahr unsere Sexualität, indem wir einmal im Monat zu einer anderen Tageszeit Sex haben» oder «wir planen dieses Jahr bewusst 2 Wochenenden für uns als Paar ohne die Kinder». Idealerweise wir auch das «Wir» noch konkretisiert: Wer schaut in der Agenda, wer fragt die Grosseltern, ob sie die Kinder nehmen etc.? Solche Veränderungen mögen zwar nicht besonders gross wirken, aber sie sind konkret und umsetzbar. Und manchmal unterschätzt man ihre Auswirkung auf die Paardynamik. Wenn Sie merken, dass es grössere Herausforderungen in Ihrer Beziehung gibt, könnte Ihr gemeinsamer Vorsatz auch sein, dass Sie sich dieses Jahr im Rahmen einer Paarberatung diesem Thema annehmen und sich bei der Veränderung von festgefahrenen Verhaltensweisen unterstützen lassen.

Noëmi Ruther, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich,
Beratungsstelle Wetzikon

Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 25.01.2024 veröffentlicht.

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