«Mein Partner (54) und ich (48) haben uns beim Skifahren kennengelernt und sind nun seit 2 Jahren zusammen. Er hat eine Tochter aus erster Ehe und ich zwei Söhne, wovon der Jüngere (22) noch studiert und bei mir wohnt. Mein Partner war zu Beginn sehr zurückhaltend, wusste nicht so recht, ob er wieder eine feste Beziehung wollte, weil er eine schwierige Scheidung hinter sich hatte. Wir sind beide gerne draussen und häufig auch sportlich unterwegs. Wir haben uns viel Freiheiten gelassen, haben aber in der Zwischenzeit auch gemeinsame Freunde. Gerade an Weihnachten wurde mir aber bewusst, dass sich nicht viel geändert hat. Mein Partner nimmt an keinen familiären Anlässen teil, schafft immer wieder Distanz zu mir, was mich verletzt! Gemeinsames Wohnen ist überhaupt kein Thema für ihn. Muss ich mich damit abfinden oder braucht er noch mehr Zeit?»

Weihnachten und auch Silvester werden meistens in der Familie und mit den Nächsten gefeiert. Umso schmerzvoller kann es dann sein, wenn die Liebsten, in Ihrem Fall Ihr Partner, sich in dieser Zeit eher distanzieren. Wieviel Nähe und Distanz eine Beziehung braucht ist nicht immer ganz einfach zu regulieren, weil gerade bei diesem Thema unterschiedliche Bedürfnisse bestehen.
Wir alle sind geprägt von unseren Bindungserfahrungen. Unsere erste Bindung ist diejenige zu unseren Eltern; da erleben wir zum ersten Mal, ob die Beziehung zeitüberdauernd, unterstützend und sicherheitsspendend ist. Als Jugendliche und Erwachsene suchen wir uns ausserfamiläre Personen, um Freundschaften und Liebesbeziehungen zu leben. Erste, meist schmerzvolle, Trennungen müssen verarbeitet werden. So kummulieren sich die unterschiedlichsten Erfahrungen in unserem Beziehungsleben und prägen uns. Die Folge daraus kann sein, dass wir zunehmend vorsichtiger werden, uns auf eine neue Person einzulassen; weniger Nähe bedeutet mitunter weniger Trennungsschmerz.
Sie beschreiben, dass Ihr Partner von Beginn weg ambivalent war und es auch immer noch ist. Der Jahresanfang ist doch eine gute Gelegenheit nach den Wünschen und Bedürfnissen Ihres Partners zu fragen. Wieviel Nähe und Distanz braucht er, um sich gut zu fühlen mit Ihnen? Wie sieht er ihre Beziehung in 5 Jahren? Selbstverständlich sollten auch Sie ihm sagen, wie Sie es sich vorstellen, wieviel Nähe Sie brauchen, um sich geliebt zu wissen. Ein klärendes Gespräch kann Ihnen beantworten, ob Ihr Partner noch mehr Zeit braucht oder ob er mit dem momentanen Zustand zufrieden ist. Sie können dann für sich entscheiden, was Sie für Ihr Beziehungs-Leben wollen oder nicht. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und allen LeserInnen gute, klärende Gespräche im neuen Jahr und freue mich, Sie weiterhin mit Rat im 2020 unterstützen zu dürfen.

Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg
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