Guten Tag, meine Frau und ich sind seit 8 Jahren zusammen. Wir lieben uns noch immer und finden, wir haben eine gute Beziehung. Leider ist unser Sexleben für uns beide monoton und nicht mehr so befriedigend. Oftmals hat meine Frau viele alltägliche Dinge im Kopf, wenn wir starten. Sie legt sich hin, ich stimuliere ihre Scheide mit einem Vibrator, bis sie die alltäglichen Aufgaben vergisst und Lust empfindet und sie zu einem Orgasmus kommt. Im Anschluss haben wir Penetration für einige Minuten, wo wir beide einen Orgasmus haben. Wir sprechen über unser Sexleben, aber haben noch keine Lösung gefunden.
Dass Sie beide lustvolle Menschen sind und sich miteinander befassen, ist eine gute Basis, um ihre gemeinsame Sexualität befriedigender zu gestalten. Oftmals entwickeln Paare mit der Zeit einen routinierten sexuellen Ablauf und die sexuellen Bewegungen und der Abwechslungsreichtum nimmt ab. Einen Orgasmus als Ziel soll und darf natürlich sein, der Weg dahin kann durchaus auch variantenreicher und langsamer sein, für eine befriedigende Sexualität. Ein weicher Übergang vom Alltag hin zur Sexualität ist hilfreich für einen guten Start. Fragen Sie einander was sie benötigen, um sich entspannen zu können. Das kann sein, dass Sie erstmal auf das Sofa sitzen und gemeinsam etwas schauen oder das Sie sich mit einem Tee hinsetzen und über den Tag sprechen. Manchmal müssen auch erst Aufgaben erledigt werden, bevor das Hirn zur Ruhe kommt (z. B. ich weiss, ich muss heute noch E-Mails erledigen). Egal was sie tun, es ist wichtig, dass es Ihnen hilft, sich zu entspannen. Sind sie beide entspannt und ungestört, ist alles vorbereitet, um die Lust einzuladen. Der erste Schritt ist die Berührung an sich. Statt wie üblich sich direkt auf die Geschlechtsorgane zu konzentrieren, beginnen sie damit, ihre Körper gegenseitig abwechselnd mit Streicheln zu entdecken. Beziehen Sie dabei den ganzen Körper von Kopf bis Fuss mit ein. Experimentieren Sie miteinander, von langsam zu schnell, von viel Druck zu sehr sanften Berührungen. Streicheln Sie einander so, wie es ihnen Lust bereitet. Sie können am Anfang auch die Geschlechtsorgane auslassen, um die Berührung ins Zentrum ihrer Verbindung zu setzen. Tauschen Sie sich danach über Ihre Erfahrungen aus und besprechen sie wie sie ihre Wünsche und Bedürfnisse zum Vorspiel und Sex einbauen und gestalten wollen. Es wird Zeit benötigen den Sex zu verändern, doch gemeinsam können Sie Schritt für Schritt wieder eine erfüllende Sexualität aufbauen.
David Siegenthaler, Paarberatung und Mediation, Kanton Zürich, Beratungsstelle Uster
Dieser Artikel wurde am 24.06.21 im Stadtanzeiger Opfikon-Glattbrugg veröffentlich.