«Verschaffen Sie sich Freiräume – zum Beispiel mit Abendessen im eigenen Haus.»
Mein Mann und ich sind beide 31 Jahre alt und seit drei Jahren verheiratet. Wir haben zwei Mädchen im Alter von 2 Jahren und 6 Monaten. Mein Mann betreibt zusammen mit seinem Vater den elterlichen Bauernhof. Wir wohnen gleich neben meinen Schwiegereltern in einem kleinen Häuschen, in dem ich mich wohlfühle. Seit der Geburt der Kinder helfe ich im Betrieb mit. So werden die Mahlzeiten werktags sowohl mittags wie auch abends gemeinsam eingenommen. Ich bin selber nicht auf einem Bauernhof aufgewachsen, fühle mich aber der Natur und dem Betrieb sehr verbunden.
Meine Schwiegermutter ist sehr dominant und lässt mich immer wieder spüren, dass ich keine «Bäuerin» bin, indem sie mich mit Bemerkungen abwertet. Seit der Geburt unserer zweiten Tochter übernimmt sie zunehmend die Erziehung der älteren Tochter und bestimmt über meinen Kopf hinweg. Mein Mann findet dies alles nicht so schlimm und meint, dass ich zu empfindlich sei. Am liebsten würde ich wegziehen. Was soll ich tun?
In einem Familienbetrieb Fuss zu fassen, ist eine Herausforderung. Ich gehe davon aus, dass Ihr Mann und seine Eltern ein eingespieltes Team sind. So kennt er ja auch seine Mutter schon eine Weile länger und hat seine eigenen Strategien mit ihr entwickelt. Auch werden Konflikte in der eigenen Familie unterschiedlich angegangen. Mit dem Elternwerden gibt es plötzlich eine neue Familie. Als Neueltern geht es auch darum, sich von der Ursprungsfamilie zu verabschieden, um die neue Kernfamilie zu gestalten und darin heimisch zu werden. Sie kommen beide aus verschiedenen Elternhäusern, und manchmal werden die Unterschiede erst deutlich, wenn gemeinsame Kinder da sind.
Reden Sie nochmals mit Ihrem Mann und versuchen Sie, ihm an Beispielen aufzuzeigen, worüber Sie sich so ärgern und gedemütigt fühlen. Bitten Sie Ihren Mann, Ihnen den Rücken zu stärken und in einem gemeinsamen Gespräch mit seiner Mutter einige Standpunkte klarzustellen. So könnten Sie ihr zum Beispiel sagen, dass Sie und Ihr Mann andere Erziehungsideen haben und sie diese respektieren soll. Schaffen Sie sich mehr Freiräume für Ihre Familie: Nehmen Sie zum Beispiel das Abendessen in Ihrem Haus ein oder schauen Sie, dass Sie an den Wochenenden nach Ihrem Familienzeitplan leben. Seien Sie mutig und stehen Sie für sich ein.
Dieser Bericht ist im Stadtanzeiger Opfikon Glattbrugg erschienen.
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