«Versuchen Sie, Ihren Kindern zu zeigen, dass sie nichts einbüssen müssen.»

Vor zwei Jahren habe ich mich von meinem Ex-Mann getrennt. Seit unge­fähr einem Jahr bin ich nun mit mei­nem neuen Partner zusammen, aber meine Kinder (7 und 10 Jahre) zeigen mit allen Mitteln, dass sie ihn nicht mögen. Zum Beispiel ignorieren sie ihn während des Abendessens, wenn wir am Tisch sitzen, und flüstern und lachen, als ob sie sich über ihn lustig machen würden. Mein Partner hat auch inzwischen immer weniger Lust, freundlich zu meinen Kindern zu sein. Ich hätte so gern eine harmonische Familie, wo ich nicht zwischen mei­nem Partner und meinen Kindern ent­scheiden muss.

Patchwork-Familien sind an-spruchsvoll, und das nicht ohne Grund. Es kommen Personen aus ver­schiedenen Ursprungsfamilien zusam­men und die Rollen müssen sich neu finden. Die Reaktion Ihrer Kinder ist also ganz normal: Vermutlich haben sie Angst, Sie als Mutter an Ihren Part­ner zu verlieren, und nehmen dadurch eine Protesthaltung ein, die es auch Ih­rem neuen Partner schwierig macht, einen Platz in Ihrer Familie zu finden.
Die Kommunikation mit Ihren Kin­dern ist der Schlüssel: Fragen Sie sie, worüber sie sich Sorgen machen und was sie sich wünschen. Vielleicht geht es ihnen um Zeit nur mit Mami, die Sie ihnen zum Beispiel bei einem Ausflug zu dritt geben können. Wenn Sie Ihren Kindern ab und an ungeteilte Auf­merksamkeit schenken, können sie vermutlich Vertrauen aufbauen, dass sie nicht an Wichtigkeit verlieren. Ver­suchen Sie, Ihren Kindern zu zeigen, dass sie nichts von Ihrer Zuneigung und Geborgenheit einbüssen müssen. Erklären Sie jedoch auch, dass Sie Ihren Partner gernhaben und was Sie sich persönlich für alle wünschen wür­den. Bleiben Sie jedoch geduldig – es braucht viel Zeit. Ein Jahr ist für das zusammenwachsen als neue Familie noch nicht lang. Seien Sie zuversicht­lich, dass sich Ihre Kinder und Ihr Partner an die neue Situation gewöh­nen werden. Übrigens leben auch «konventionelle» Familien nicht nur in Harmonie. Sie dürfen daher Ihre Er­wartungen an sich selbst, den Partner, die Kinder und Ihre Traumfamilie an­passen und werden dann vermutlich die Chancen einer Patchwork-Familie in Form von Vielfältigkeit und Leben­digkeit erfahren können.

Dieser Bericht ist im Stadtanzeiger Opfikon Glattbrugg erschienen.
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