«Vor drei Monaten habe ich mich von meiner Frau getrennt. Unser Sohn, zehn Jahre, lebt bei ihr und besucht mich jedes zweite Wochenende. Grundsätzlich habe ich ein gutes Verhältnis zu ihm. In letzter Zeit hat• ten wir jedoch oft Streit bezüglich seines Fernsehkonsums. Am liebsten würde er das ganze Wochenende vor dem Bildschirm sitzen. Seine Mutter sei da grosszügig. Mir ist die Zeit mit ihm aber zu kostbar. Mittlerweile droht er; mich nicht mehr zu besu• chen, wenn ich ihn nicht gewähren lasse. Was raten Sie mir?»

Die Bewältigung einer Trennung ist für alle Beteiligten eine grosse He· rausforderung. Für ihren Sohn ist wichtig, dass er merkt, dass Sie ge· meinsam Eltern bleiben, auch wenn sich ihre Wege getrennt haben. Wenn zum Beispiel Eltern untereinander feste Absprachen bezüglich der Be· suchszeiten treffen, so gibt das einem Kind Sicherheit. Diese Brücke haben Sie bereits geschlagen. Dass Ihnen die Zeit mit ihrem Sohn kostbar ist, ist völlig nachvollziehbar und zeigt, dass Sie Ihre Vaterrolle ernst neh· men. Für eine gute Entwicklung des Kindes sind klare Grenzen ,vichtig. Daher wäre es gut, wenn Sie bezüglich des Fernsehkonsums mit Ihrer getrennt lebenden Frau eine gemein· same Regelung besprechen könnten. Steigen Sie nicht auf die Aussagen Ih· res Sohnes ein, dass seine Mutter grosszügiger wä re. Sagen Sie ihm stattdessen, dass Sie mit ihr zusam· men eine gute Lösung finden möchten, und halten Sie an den Abma· chungen fest. Teilen Sie ihrem Sohn mit, dass Sie sich freuen, ,venn er zu Besuch kommt, und machen Sie ihm Vorschläge für gemeinsame Aktivitä· ten (wie zum Beispiel Fussballspielen). Versuchen Sie, seine Drohung als Ausdruck seiner Situation zu deu· ten, dass er sich mitunter zwischen seinen Eltern hin· und hergerissen fühlt, und seien Sie weiter für ihn da.

Dieser Bericht ist im Wochenspiegel erschienen.
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