Wir sind seit 10 Jahren ein Paar. Unsere Sexualität war in den ersten Jahren gut. Mein Mann wechselte dann in eine Leitungsposition. Wir hatten weniger Intimität und ich dachte, das ist normal, weil er beim Job sehr beansprucht ist und sich das dann schon einpendelt. Aber eigentlich ist genau das Gegenteil passiert, er hat kaum mehr Lust auf Sex. Ich machte mir Sorgen, ob es an mir liegt, und fragte ihn. Er sagte, es liege nicht an mir, er liebe mich nach wie vor, wir hätten es doch gut. Mir fehlt dieser Teil der Partnerschaft trotzdem. Was soll ich tun?

Sie haben schon einen ersten mutigen Schritt gemacht, indem Sie mit Ihrem Partner das Gespräch suchten. Gut auch, dass Sie Ihren Wunsch nach mehr Intimität jetzt nicht einfach auf Eis legen. Obwohl Sex omnipräsent ist in unserer modernen Welt, sind wir es nicht gewohnt, darüber zu sprechen. Ich stelle erst mal einige Fragen. Vielleicht geben Ihre eigenen Antworten schon Hinweise, was Sie tun könnten.

Was genau verstehen Sie unter Sex? Sprechen Sie von Intimität als Paket von Zärtlichkeit, Kuscheln, körperlicher Nähe und je nachdem sexueller Stimulation? Oder verstehen Sie darunter Vorspiel mit Ziel Orgasmus? Wie viel Sex möchten Sie haben? Das ist sehr individuell und kann auch in verschiedenen Phasen des Lebens variieren. Welche Motivation steht hinter Ihrem Wunsch nach mehr Sexualität in Ihrer Partnerschaft?  Möchten Sie Lust erleben, erregt werden, begehrt sein, berührt werden? Geht es Ihnen darum, Ihrem Mann nahe zu sein, empfinden Sie gelebte Sexualität als beziehungsstärkend und verbindend?

Die gleichen Fragen könnten Sie Ihrem Mann stellen. Wie ist seine Motivation für Sex oder für sein aktuelles Nein zu Sex? Vielleicht steht ihm der Leistungsgedanke im Vordergrund, zu allem anderen auch noch im Bett genügen zu müssen? Gibt es körperliche Symptome, wie zum Beispiel Erektionsstörungen, welche medizinisch abgeklärt werden sollten?

Wenn man verliebt ist, löst der Hormoncocktail die Erregung automatisch aus. Nach Abklingen der Verliebtheit ist die sexuelle Lust immer noch da, möchte jedoch hervorgelockt werden. Nehmen Sie den Gesprächsfaden wieder auf … Kündigen Sie Ihrem Mann das Gespräch an. Schaffen Sie einen ungestörten Rahmen, für Ihren Mann ist es vielleicht nicht einfach, sich auf dieses Thema einzulassen. Wenn Sie einander teilhaben lassen an den intimen Wünschen und auch an den Befürchtungen, entstehen Nähe und Verbindung. Sprechen über Sexualität ist eine Form von Intimität und ein wichtiger Schritt in der gemeinsamen sexuellen Entwicklung eines Paares.

Salome Roesch, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Wetzikon

Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 09.11.2023 veröffentlicht.

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