Was für einen Stellenwert hat Kritik in einer Beziehung?
Viktor Arheit: Kritik gehört zu einer Beziehung, der Umgang damit muss aber sorgfältig gepflegt werden. Kritik wird oftmals in Du-Botschaften kommuniziert, wie «du bist…, du hast…». Solche Aussagen stellen das Gegenüber in Frage und lösen somit meistens Widerstand aus. Die Reaktion lautet dann: «Und du erst! Du auch!» Und schon entsteht ein sinnloses Ping-Pong.

Liegt die Herausfoderung darin, dass Du-Botschaften wertend sein können?
Genau. Sie wirken entwertend und erniedrigend. Sie können für die betroffene Person das Gefühl von Liebesverlust auslösen.

Was für einen Ansatz empfehlen Sie, um konstruktiv mit Kritik umzugehen?
Die Basis ist natürlich die Bereitschaft für Rücksichtnahme und Selbstreflexion. Auf diesem Boden kann ein Gespräch stattfinden, in dem es ums gegenseitige Verständnis geht. Wenn sie dem Partner zum Beispiel erklärt, warum sie sich an einer Reaktion von ihm stört, kann er das einordnen und verstehen. Umgekehrt hat er die Möglichkeit aufzuzeigen, was der Beweggrund seiner Art ist.

Und der nächste Schritt?
Natürlich braucht es dann von beiden Seiten ein Entgegenkommen und auch Abmachungen für ähnliche Situationen in der Zukunft.

Wie kann man lernen, Kritik leichter anzunehmen?
Wenn ich ein Ja finden kann auch zu den Seiten in mir, die ich selber nicht toll finde, zu meinen Grenzen und Unzulänglichkeiten, dann kann ich Kritik auch besser annehmen.

Gehen Frauen und Männer unterschiedlich um mit Kritik?
Meine Erfahrung ist, dass Frauen mehr kritisieren und Männer lieber den Konflikt vermeiden. Frauen haben lieber Streit statt nichts. Männer haben lieber nichts statt Streit.

Dieser Artikel ist erschienen im Anzeiger Bezirk Affoltern
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