Ich bin 27 Jahre alt und kenne meinen besten Freund seit 5 Jahren. Wir sind viel outdoor (klettern, biken) unterwegs und sowohl er wie ich waren die ersten paar Jahre in einer Beziehung gebunden. Anschliessend hatten wir so unsere Geschich­ten und wir wussten über all die Jahre immer Bescheid über Freud und Leid des Anderen. Vor einem halben Jahr hat es sich an einem Kletterwochenende ergeben, dass wir uns auch sexuell näher gekommen sind. Es war für uns beide klar, dass unsere Freundschaft an erster Stelle steht und so haben wir uns an die «Freund­schafts-­Plus»-Regeln gehalten. Zunehmend merke ich aber, dass ich mir mehr wünsche von ihm, mir ausmale mit ihm in die Ferien zu gehen, ihn als meinen Partner an meiner Seite zu haben. Ich habe aber Angst, dass ich ihn dann ganz verliere, wenn ich ihm dies sage. Was raten Sie mir?

Bei «friends with benefits» wie das so schön heisst, handelt es sich klassischerweise um eine Freundschaft, die man über längere Zeit gepflegt hat, bei der dann mit der Zeit eine sexuelle Komponente dazu kommt, das sogenannte Plus. Dabei bleibt der Fokus auf der Freundschaft und es entstehen keine «Paar-Commitments». Man kennt sich bereits gut, ist sich durch die Freundschaft sowieso schon nah, man möchte den Anderen weder verletzen noch ausnutzen und man vertraut sich; dies sind einige der Vorteile, die Sie auch mit Ihrem Freund erlebt haben. Eine sexuelle Beziehung einzugehen verändert eine Freundschaft, nur weiss man im Voraus nicht in welche Richtung. Sie haben nun im letzten halben Jahr mehr Gefühle entwickelt und wünschen sich nun eine feste Beziehung. Sie kennen sich schon einige Jahre in unterschiedlichen Phasen und konnten sich da offensichtlich auch immer gut unterstützen. Sie beschreiben, dass Sie gut miteinander reden können. So sollte es doch möglich sein, dass Sie sich ihm offenbaren und Sie zusammen eine Lösung finden. Vielleicht fühlt Ihr Freund ähnlich wie Sie und traut sich auch nicht, es anzusprechen? Mit einem Gespräch können Sie sich beide neu orientieren und gemeinsam die weiteren Schritte planen. Falls Sie sich wieder «entlieben» müssen, hilft es auf jeden Fall das «Plus» wieder zu verabschieden, ein wenig Distanz zu gewinnen und zu schauen, wie Sie wieder zu einem freundschaftlichen Kontakt kommen können. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen!

Daniela Wurz, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Bülach

Dieser Artikel wurde am 05.08.21 im Stadtanzeiger Opfikon-Glattbrugg veröffentlich.