Partnerschaft und psychische Erkrankungen

Liebe, Partnerschaft und Familie sind wichtig für die Lebensqualität. Bei schweren Beziehungs-konflikten ist jedoch das Risiko für psychische Erkrankungen erhöht. Andersherum können psychische Erkrankungen einer Person auch zu einer Verschlechterung der Partnerschaft führen. Es sollten daher während einer Beratung oder Psychotherapie immer die partnerschaftlichen und familiären Beziehungen mit ins Auge gefasst werden, und zwar nicht nur für die Patient*innen selbst, sondern auch für deren Partner*innen und Kinder.

Welche Auswirkungen haben psychische Erkrankungen auf die Partnerschaft?
Erkrankt ein*e Partner*in an einer psychischen Störung, belastet dies beide. Das Befinden und Verhalten der einen Person beeinflusst immer auch das der anderen. Dies kann abhängig von
der Qualität und Zufriedenheit der Beziehung im positiven sowie im negativen Sinne erfolgen: Eine gelingende Partnerschaft führt zu höherer Lebenszufriedenheit, besserem psychischem und körperlichem Befinden und trägt zu einer günstigen Entwicklung der Kinder bei. Somit dient eine gute Partnerschaft als eine Art Schutzfaktor. Dagegen sind unglücklich verlaufende Partnerschaften ein Risikofaktor. Eine konfliktreiche Partnerschaft begünstigt zum einen die Entwicklung von psychischen Störungen, zum anderen sind die Symptome häufig ausgeprägter, und Betroffene erleben häufiger einen Rückfall.

Worauf sollten Paare achten?
Leidet jemand in einer Partnerschaft unter einer psychischen Erkrankung, kann es vorkommen, dass die gegenseitige Unterstützung in ein Ungleichgewicht gerät. Dies kann für beide negative Folgen haben. Die helfende Person stösst mit ihrer Unterstützung und Kraft irgendwann wo-möglich an die eigene Grenze und kann für die andere nicht mehr ausreichend da sein. Daher ist
es besonders wichtig, dass die nicht erkrankte Person genügend für sich selbst sorgt – auch wenn das manchmal egoistisch scheinen mag und man vor die Herausforderung gestellt wird, sich immer wieder abzugrenzen. Auf der anderen Seite fühlt sich die Person, die auf Hilfe an- gewiesen ist, womöglich klein und unnütz und verliert die vorhandenen Stärken und Ressourcen aus dem Blick. Deswegen ist die Sichtweise, dass beide belastet sind, aber beide auch Stärken aufweisen, extrem wichtig. Wenn das Paar es schafft, die Erkrankung als gemeinsames Problem sowie als gemeinsame Entwicklungsmöglichkeit anzusehen, kann dies den Zusammenhalt stärken und für eine gute Prognose sorgen.

Wie können beide einbezogen werden?
Entweder können einzelne Sitzungen gemeinsam durchgeführt werden, oder es wird neben einer einzeltherapeutischen Behandlung eine Paarberatung in Anspruch genommen. Zum Beispiel kann die Beratung helfen, zu verstehen, wie sich die psychische Erkrankung auf den Alltag auswirkt,
mit welchen Herausforderungen man konfrontiert ist und was im Gegenüber vorgeht, um somit mehr Verständnis für das Verhalten der anderen Person zu bekommen. Zugleich sollte auch
das Wohlergehen der nicht erkrankten Person im Auge behalten werden, und beide sollten eine Wertschätzung dafür erhalten, was sie in der anspruchsvollen Situation leisten.
Eine separate Paarberatung ist gegebenenfalls erst wieder möglich, wenn eine gewisse Stabilität eingetreten ist. Vor allem Paare, die merken, dass sie auch für ihre Partnerschaft eine Begleitung wünschen, können von einer Paarberatung profitieren.

 

Definition Psychische Erkrankung WHO 2019
Psychische Erkrankungen stellen Störungen der psychischen Gesundheit einer Person dar, die oft durch eine Kombination von belastenden Gedanken, Emotionen, Verhaltens-weisen und Beziehungen zu anderen gekennzeichnet sind. Beispiele sind Depressionen, Angststörungen, Verhaltensstörungen, bipolare Störungen und Psychosen.