Seit mehr als einem Jahr fühle ich mich nicht mehr wohl mit meinem Partner. Ich habe ihm immer wieder gesagt, dass es für mich nicht mehr stimmt. Er hat sich jeweils für ein paar Tage Mühe gegeben, aber sein Engagement war von kurzer Dauer. Ich habe ihn auch gebeten, gemeinsam eine Paarberatung zu besuchen. Dies wollte er überhaupt nicht. Nun habe ich genug und ich teilte ihm mit, dass ich mich von ihm trennen möchte. Dies will er nun einfach nicht akzeptieren und tut wie wenn nichts wäre. Was soll ich machen? Es nochmals probieren?
Sie haben einen Entscheid getroffen und Ihr Partner respektiert dies nicht. Sie fühlen sich nicht ernstgenommen und sind verunsichert. Kann es sein, dass diese Dynamik schon längere Zeit ein Merkmal ihrer Beziehung ist? Dass Sie sich anpassten und Ihre Bedürfnisse unter den Teppich wischten? Sie stehen dieses Mal an einem anderen Ort, Ihr Partner hat das vermutlich noch nicht richtig erfasst. Vielleicht macht es ihm insgeheim grosse Angst, dass Sie wirklich gehen könnten und wie ein Kind schliesst er einfach die Augen. Oder er hofft, dass Sie von der Trennung absehen, wenn er sich so benimmt wie wenn nichts wäre. Vielleicht ist er auch überzeugt, dass Sie Ihr Vorhaben nicht wirklich umsetzen, da er es Ihnen nicht zutraut, dass Sie diesen Schritt wirklich machen. Was würden Sie einer Freundin in der gleichen Lage raten? Gehen oder nochmals probieren? Wenn Sie bei Ihrem Entscheid bleiben, dann braucht es jetzt Klarheit von Ihrer Seite. Führen Sie nochmals ein Gespräch mit Ihrem Partner und teilen Sie ihm ruhig und bestimmt mit, dass Sie sich für eine Trennung entschieden haben. Am besten überlegen Sie sich vor dem Gespräch, wie Ihre nächsten Schritte aussehen. Ziehen Sie aus? Vorübergehend zu einer Freundin, den Eltern? Oder werden Sie eine Wohnung suchen bevor Sie ausziehen? Wie ist Ihre finanzielle Situation? Diese Klarheit wird Sie viel Energie kosten und es ist möglich, dass Ihr Partner mit Wut und Vorwürfen oder mit eisigem Schweigen reagiert. All diese Konsequenzen gilt es gut zu überdenken. Sind Sie dafür bereit? Was hindert Sie noch? Vielleicht kommen Sie zum Schluss, dass es noch nicht Zeit für diesen Schritt ist. In diesem Fall überlegen Sie sich, unter welchen Bedingungen Sie bleiben können. Ist er jetzt bereit für eine Paarberatung? Falls er nicht einwilligt, könnten Sie auch alleine in die Beratung gehen und mit einer Fachperson Ihre Situation besprechen.
Salome Roesch, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich,
Beratungsstelle Wetzikon
Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 28.09.2023 veröffentlicht.