«Ich habe auf einer Party fremdgeknutscht. Es war nicht mehr dabei, und es hat mir eigentlich nur aufgezeigt, wie sehr ich meinen Partner liebe und ich nicht nach jemand anderem suche. Ich fühle mich jedoch sehr schuldig und weiss nicht wie und ob ich es meinem Partner sagen soll. Wir hatten uns versprochen, ehrlich zu sein in unserer Beziehung, allerdings habe ich das Gefühl, dass es ihn sehr verletzen würde. Soll ich es ihm sagen oder eher nicht?»

Sie sind hin- und hergerissen zwischen zwei moralischen Entscheidungen: Ehrlichkeit gegenüber Ihrem Partner oder nichts zu sagen, um Ihren Partner nicht zu verletzen. Sagen Sie es Ihrem Partner, würde er diesem Ausrutscher womöglich eine grössere Bedeutung geben, als Sie es für sich persönlich einordnen. Andererseits würden Sie die Last der Unehrlichkeit damit loswerden – jedoch auf Kosten Ihres Partners. Sagen Sie es ihm nicht, müssen Sie es mit sich selbst ausmachen, und zwar so, dass es die Beziehung nicht belastet; dafür belasten Sie nicht noch zusätzlich Ihren Partner. Zunächst einmal sollten Sie sich ehrlich fragen, wie es dazu kommen konnte, dass Sie jemand anderen geküsst haben. Wenn der Kuss für Sie wirklich keinerlei Bedeutung hat, könnten Sie es mit sich selbst ausmachen, weil Ihr Partner sonst unnötig belastet werden würde. Das würde bedeuten, dass Sie selbst mit den Konsequenzen, zum Beispiel einem schlechten Gewissen, zurechtkommen müssen. Sind Ihre Schuldgefühle allerdings zu gross, riskieren Sie eine Entfremdung mit Ihrem Partner. Sollten Sie sich für ein Gespräch mit Ihrem Partner entscheiden, da Sie sich versprochen haben, gegenüber ehrlich zu sein, kann dieses auch neue Chancen bieten und Ihnen aufzeigen, was Ihnen beiden wichtig ist. Rechnen Sie jedoch auch damit, dass Ihr Partner darauf emotional heftig reagieren könnte. Lassen Sie Ihren Partner von seinen Enttäuschungen und seiner Verletzung sprechen. Wichtig ist, dass Sie offen und bereit sind, für Ihren Fehler geradezustehen. Letztendlich bleibt es eine moralische Entscheidung, wo jeder für sich selbst schauen muss was einem selbst wichtiger scheint und dem eigenen Selbstbild entspricht.

Dieser Bericht ist im Stadt-Anzeiger erschienen.
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