Manchmal bin ich richtig wütend auf meinen Partner, weil er mir einfach nicht zuhört. Ich erzähle ihm etwas, und er blickt nicht mal auf vom Handy. Wenn ich dann frage: «Hörst du mir überhaupt zu?», dann gibt er zur Antwort: «Ja.», und wischt weiter auf dem Handy rum. Mir vergeht die Lust, mit ihm zu sprechen, aber einfach schweigend nebeneinanderher leben geht für mich auch nicht! Manchmal denke ich, das Handy ist ihm wichtiger als ich. Was kann ich machen, damit mein Partner mir zuhört?
Für viele Menschen ist das Handy unverzichtbar geworden. Nur schon der Gedanke, es zu verlieren, kann Verzweiflung auslösen. Daher ist es nicht ungewöhnlich, dass Sie das Handy Ihres Partners als Konkurrentin wahrnehmen. Eifersucht entsteht, wenn man sich nicht mehr wertgeschätzt, sondern vernachlässigt fühlt. Und das gehört zur Pflege der Partnerschaft: einander zeigen, dass man sich gegenseitig wichtig ist. Miteinander sprechen und einander zuhören ist hierfür eine sehr gute Möglichkeit. Es gibt auch noch andere Methoden, wie zum Beispiel ein kleines Geschenk mitbringen, einen Kuss zur Begrüssung, eine Berührung oder Umarmung, ein Kompliment bezüglich Aussehen, Kleidung, Tätigkeiten, einander Unterstützung geben, einander den Rücken frei halten.
Wie haben Sie Ihrem Partner zu Beginn der Partnerschaft gezeigt, dass er Ihnen wichtig ist? Wie hat Ihr Partner Ihnen gezeigt, dass Sie wichtig sind? Wie ist das jetzt? Wie zeigen Sie Ihrem Partner, dass er Ihnen wichtig ist? Und umgekehrt? Vielen Paaren passiert es, dass sie mit der Zeit die kleinen Aufmerksamkeiten weglassen. Falls das bei Ihnen auch so ist, könnten Sie Gewohnheiten aus der Anfangszeit wieder aufnehmen, um Ihrem Partner zu zeigen, dass er Ihnen nicht egal ist. Wenn Sie etwas verändern in Ihrem Verhalten, hat das auch eine Auswirkung auf Ihren Partner: So wie man in den Wald ruft, tönt es hinaus.
Doch wenden wir uns nun jetzt der Kommunikation zu. Wenn Sie möchten, dass Ihr Partner sich Ihnen zuwendet, wenn Sie mit ihm sprechen, teilen Sie ihm das mit. «Ich möchte dir etwas erzählen, hast du einen Moment Zeit?» Oder: «Ich würde gern mit dir sprechen, kannst du kurz das Handy weglegen?» Dann warten Sie, bis er aufschaut, und Sie nehmen den Blickkontakt auf. Wenn Sie im Blickkontakt sind miteinander, dann ist auch die Aufmerksamkeit da. Falls Ihr Mann nicht reagiert auf Ihre Ansage, stellen Sie dies fest: «Ich nehme wahr, dass du beschäftigt bist, wann hast du Zeit für ein Gespräch?» Wenn Sie in der Ich-Form kommunizieren, also von sich selber sprechen, ist der Reflex der Rechtfertigung geringer, als wenn Sie zum Beispiel sagen: «Du hast nie Zeit.» Oder: «Immer hängst du am Handy.» Solche Bemerkungen werden meist als Vorwurf verstanden. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Sie Ihrem Partner in einer ruhigen Minute mitteilen, dass es Sie stört, wenn er im Gespräch mit Ihnen gleichzeitig noch auf dem Handy rumwischt, Sie sich unwohl fühlen, wie wenn Sie nicht wichtig wären. Vielleicht ist Ihrem Partner gar nicht bewusst, was er auslöst mit seinem Verhalten, und wenn Sie es ihm mitteilen, ist er bereit, sein Verhalten zu ändern, da Sie ihm wichtig sind. Zudem können Sie sich auch überlegen, was das Verhalten Ihres Partners mit Ihrem eigenen Verhalten zu tun hat, und daraus für sich selber ableiten, was Sie verändern könnten in Ihrem Verhalten.
Welchen Weg Sie wählen, wichtig ist, dass Sie in der Ich-Form sprechen, sodass Ihr Partner dies nicht als Vorwurf versteht und in die Abwehrhaltung geht, sondern als Angebot, in Beziehung zu bleiben.
Salome Roesch, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Wetzikon
Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 16.05.2024 veröffentlicht.