«Meine Frau und ich sind seit drei Jahren verheiratet und haben uns beide sehnlichst ein Kind gewünscht. Unsere Beziehung war bisher recht gut. Seit der Geburt unseres Sohns – der ist mittlerweile sechs Monate alt – hat sich meine Frau sehr von mir distanziert. Ich würde mich gerne mehr um unseren Sohn kümmern, aber meine Frau gibt mir kaum eine Chance. Stattdessen gibt sie mir zu verstehen, dass sie es sowieso besser könne. Das kränkt mich sehr, und ich ziehe mich deshalb zurück. Wir streiten uns öfter über Kleinigkeiten, und ich stelle mir ernsthaft die Frage, ob wir als Paar dem Alltag mit einem Kind überhaupt gewachsen sind.»

Zunächst Ihnen als Eltern herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres Sohnes – es freut mich, dass für Sie als Paar der Kinderwunsch in Erfülllung ging. Die Geburt eines Kindes bringt für jedes Paar eine Vielzahl an Veränderungen mit sich, nicht umsonst spricht man hier auch von einem bedeutsamen Lebensübergang, der sowohl Chancen als auch Risiken für die Paarbeziehung birgt. Bedenken Sie, dass Sie sich als Paar neu in der Rolle des Vaters und der Mutter kennen lernen und zusammen mit dem Kind in diese Rollen hineinwachsen. Und: Väter und Mütter tun manche Dinge im Vergleich nicht unbedingt besser oder schlechter, sondern einfach anders. Teilen Sie Ihrer Frau mit, was Sie an ihr auch als Mutter schätzen, und bitten Sie sie um ihren Ratschlag im Umgang mit ihrem gemeinsamen Kind. Lassen Sie sich in Ihrem väterlichen Engage·ment jedoch nicht entmutigen, sondern sagen Sie Ihrer Frau, dass es Ihnen wichtig ist, sich aktiv als Vater einzubringen. Geben Sie Ihrer Partnerin aber auch Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen. Ihre Frau wird mit der Zeit zu schätzen wissen, wenn Sie sie durch die Betreuung des Kindes entlasten und ihr Freiraum geben. Durch die täglichen Erlebnis· se miteinander werden Sie erkennen, dass es guttut, einander als Eltern zu unterstützen.

Dieser Bericht ist im Wochenspiegel erschienen.
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