Ich wohne mit meinem Freund zusammen. Vermehrt spüre ich, dass ich manchmal frustriert und wütend bin. Ich räume auf, koche und mache die Wäsche. Ich mag Haushaltarbeiten nicht besonders, möchte ihm jedoch den Rücken freihalten, weil er im Job eingespannt ist. Ich habe mich kürzlich gefreut auf ein Wochenende mit Zweisamkeit, nur wir beide. Und was macht er? Er überrumpelt mich mit einem kurzfristigen Wochenende in London mit zwei befreundeten Paaren. Warum möchte er die Zeit nicht mit mir verbringen? Oder sagt einfach mal danke, dass ich so viel übernehme?

Ihr Beispiel zeigt, dass Liebe unzählige Facetten und Ausdrucksmöglichkeiten kennt. Nur kommen diese nicht immer beim Gegenüber an. Das liegt daran, dass Sie vermutlich  eine andere emotionale Liebessprache sprechen. Gary Chapman, ein amerikanischer Paarberater, sagt, dass es nicht darum geht, irgendetwas Liebevolles für den andern zu tun, sondern das für das Gegenüber Passende. Er unterscheidet zwischen fünf verschiedenen Sprachen der Liebe. Und geht davon aus, dass wir alle eine eigene Muttersprache sprechen.

Lob und Anerkennung: Es gibt Menschen, die ihre Liebe durch Komplimente und lobende Worte oder anerkennende Gesten ausdrücken. Ihnen fällt es leicht, die Stärken des andern zu erkennen und auszudrücken. Im Gegenzug fühlen sie sich geliebt, wenn auch der Partner oder die Partnerin grosszügig ist mit Komplimenten. Dadurch zeigen sie ihre Anerkennung, Liebe und Dankbarkeit. Zweisamkeit: «Quality Time zu zweit» ist für Menschen dieser Sprache das höchste Gut. Sie zeigen ihre Liebe und Aufmerksamkeit durch exklusive und präsente Zweisamkeit. Diese kann in Form von Gesprächen, gemeinsamen Abenden, körperlicher Zuwendung und bewussten gemeinsamen Alltagsritualen zum Ausdruck gebracht werden.

Für sie liegt eine hohe Beziehungsqualität in bewusst gelebter Zweisamkeit. Geschenke, die von Herzen kommen: «Kleine Geschenke erhalten die Beziehung» ist das Motto dieser Menschen. Sie zeigen durch kleine Aufmerksamkeiten und Geschenke ihre Liebe und Wertschätzung. Dabei steht nicht der materielle Wert im Vordergrund. Viel wichtiger ist der Gedanke dahinter, indem sie sich bei der Auswahl Gedanken über die Wünsche und Bedürfnisse des Beschenkten machen. Hilfsbereitschaft: «Wo kann ich dich unterstützen? Oder dir Gutes tun? Das sind Aussagen von Menschen mit der Liebessprache der Hilfsbereitschaft. Sie helfen aus Leidenschaft. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit und ein Liebesdienst, auf diese Art ihre Liebe zum Ausdruck zu bringen. Zärtlichkeiten: Umarmungen und Zärtlichkeiten geben diesen Menschen ein gutes Gefühl. Für sie zählen kleine
zärtliche Berührungen mehr als gesprochene Worte. Über Berührungen erleben sie die Qualität der Beziehung als Bekenntnis und ein Liebesbeweis.

Was denken Sie, welche Sprache der Liebe ist Ihnen besonders wichtig? Gibt es solche, die Sie stark benutzen und andere gar nicht? Und welche Sprache bevorzugt ihr Partner? Tauschen Sie sich darüber aus, in welcher emotionalen Sprache sie bevorzugt unterwegs sind. Dies schafft Verständnis und hilft, besser in der Beziehung zu kommunizieren. Dann können beide ihre Liebe passend zum Ausdruck bringen und im Gegenzug auch empfangen und die unterschiedlichen Zeichen und Facetten der Liebe geniessen.

Belinda Daniele, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Dielsdorf

Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 13.06.2024 veröffentlicht.

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