Ich bin mit meinem Partner seit drei Jahren zusammen. Wir haben viele Höhen und Tiefen erlebt. Bis vor einigen Monaten konnten wir über Beziehungsprobleme gut miteinander sprechen und es gelang uns immer wieder, auch Auswege aus den Schwierigkeiten zu finden. Doch seit gut einem halben Jahr verschliesst sich mein Freund den Gesprächen; er sagt, wir würden uns dabei nur `im Kreis drehen. Nun habe ich zufällig erfahren, dass er unsere Paarprobleme mit einem Arbeitskollegen bespricht. Das hat mich sehr verletzt, da ich fürchte, dass mein Partner schlecht über mich redet und auch unser Sexleben nach aussen trägt. Ich bin sehr verzweifelt. Haben Sie mir Rat?

Anstatt weiterhin die Gespräche mit Ihnen zu suchen, wendet sich Ihr Partner an einen Arbeitskollegen. Es ist verständlich, dass Sie verletzt sind, sollte Ihr Partner tatsächlich Vertrauliches und Intimes aus Ihrer Beziehung mit einem Dritten besprechen. Doch bevor Sie gleich alles über Bord werfen, schauen Sie für einen Moment zurück. Es gelang Ihnen in der Vergangenheit durchaus, über Beziehungsprobleme offen und konstruktiv miteinander zu sprechen, was beachtlich ist.

Irgendwann haben sich aus Sicht Ihres Partners die Gespräche im Kreis gedreht. Möglicherweise hat er sich in seinem Frust beziehungsweise seiner Hilflosigkeit an einen Kollegen gewandt, ohne Sie vielleicht gezielt verletzen zu wollen. Daher: Sprechen Sie Ihren Freund unverblümt auf die Situation an. Geben Sie ihm aber auch Gesprächsraum: Was ist ihm wichtig, Ihnen zu sagen? Was hat er tatsächlich erzählt? Das schafft Klarheit.

Und öffnet vielleicht die Tür für eine neue Lösung: Gerade, wenn sich in Konflikten Muster abzeichnen, die sich ständig zu wiederholen scheinen, könnte eine professionelle Paarberatung äusserst hilfreich sein. Sie ermöglicht zum Beispiel, die verschiedenen Wahrnehmungen im Konflikt aufzugreifen, Ihr Wechselspiel zu erkennen und Auswege aus den frustrierenden Mustern als Paar zu erarbeiten. Die Schweigepflicht des / der Beratenden schafft die Basis für vertraute Gespräche. Und womöglich ist auch der Arbeitskollege um Entlastung froh.

Dieser Artikel ist erschienen im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg
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