Mein Mann und ich sind sehr beunruhigt, was auf der Welt alles schiefläuft. Krieg, Klimaerwärmung, Inflation, Energieknappheit …
Wir machen uns grosse Sorgen, wie die Zukunft unserer Kinder mal aussehen wird! Diese Themen belasten uns und wir ziehen uns gegenseitig manchmal runter. Wie umgehen damit?
Diese Sorgen teilen Sie mit vielen Menschen. Die rasanten Veränderungen haben grosse Auswirkungen auf unser Leben. Die aktuellen Entwicklungen können
Hilflosigkeit und Verunsicherung auslösen. Im Zentrum steht die Frage, wo wir aktiv mitgestalten können und wo eben nicht.
Als Hilfestellung könnte ein Modell (von Stephen Covey) dienen. Es besteht aus einem inneren und einem äusseren Kreis, wir sitzen ganz in der Mitte. Der innere Kreis beinhaltet, was wir kontrollieren, bestimmen oder zumindest massgeblich beeinflussen können. Zum Beispiel was wir essen, wann wir ins Bett gehen, mit welchen Menschen wir Beziehungen pflegen und wie wir unsere Kinder erziehen. Im äusseren Kreis sind die Dinge, welche uns zwar betreffen, wir jedoch kaum beeinflussen können, wie zum Beispiel Krieg oder Klimaerwärmung. Durch diese Einteilung verändert sich die Perspektive und es wird klar, wo der Einflussbereich des Individuums ist und wo die Grenzen der Kontrolle liegen. Sie könnten als Paar miteinander reflektieren, wo Ihr Gestaltungsraum liegt, wo Sie einzeln oder gemeinsam Einfluss nehmen wollen und können. Dies erhöht das Gefühl der Selbstwirksamkeit und kann das persönliche Befinden verbessern. Wenn Sie ganz bewusst entscheiden, wie Sie in Ihrem inneren Kreis auftreten wollen, legen Sie den Fokus aufs Machbare. Vielleicht heisst das auch, dass Sie weniger Nachrichten konsumieren, sich bei Jammergesprächen im Büro bewusst ausklinken und sich besser schützen vor der Komplexität des Weltgeschehens. Sie und Ihr Mann könnten sich gegenseitig stoppen, wenn Ihr Gespräch in die Negativspirale gerät. Vielleicht passiert Ihnen das auch bei anderen Themen, dass die negativen Aspekte dominieren? Das ist normal, da unser Gehirn von der Evolution her so geprägt ist, Schwierigkeiten und
Gefahren so schnell wie möglich zu erkennen. Diese automatische Reaktion war dazumal für das Überleben gewinnbringend, heutzutage kann sie einengen.
Die gute Botschaft ist, dass wir bewusst Gegensteuer geben können. In der Paarbeziehung haben Sie viele Möglichkeiten, den Blick aufs Positive zu lenken,
auf die kleinen Dinge im Alltag, die Ihnen Freude machen. Achten Sie einige Tage darauf, was gut läuft in Ihrem Leben, was Sie aneinander schätzen, wofür Sie einander dankbar sind. Das können Verhaltensweisen, Erlebnisse, gemeinsame Momente, kleine und grosse Gesten im Alltag sein. Wenn Sie Ihre Beobachtungen einander mitteilen, schaffen Sie bewusst mehr Raum für die positiven Aspekte im inneren Kreis.
Salome Roesch, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Wetzikon
Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 16.02.2023 veröffentlicht.