Neu lebe ich in einer Patchworkfamilie, meine neue Freundin bringt zwei Kinder aus erster Ehe mit. Ich bringe meine zwei Kinder mit in die neue Partnerschaft. Seit zwei Jahren kennen wir uns nun, und es wird immer schwieriger. Wie kann es uns als Paar gut gehen in dieser Patchworkfamilie?

Danke für Ihre Frage. Es ist eine grosse Herausforderung, eine neue Konstellation mit diesem Umfang einzugehen. Es gibt einige Stolpersteine, aber auch Chancen, dieses Familienmodell zu leben. Geduld und Ausdauer sind sicherlich zwei Fähigkeiten, die Sie mitbringen müssen. Zwei Familien und zwei unterschiedliche Familienkulturen kommen hier zusammen und haben den Wunsch, eine neue Familie zu werden. Zudem kommen zwei Liebespersonen mit unterschiedlichem Hintergrund und unterschiedlichen Bedürfnissen zusammen. Die Erfahrungen, welche Sie aus der vorherigen Beziehung mitbringen, können Stolperstein und Chance sein. Viele Menschen freuen sich auf die neue Beziehung, sind frisch verliebt, und das hat auch positiven Einfluss auf ihre Kinder. Es läuft also besser und runder als vorher.

Im Bestreben, alte Konflikte hinter sich zu lassen, blenden Sie den anderen Elternteil Ihrer Kinder oft aus. Dies hat Auswirkung auf die Kinder, welche in einen Loyalitätskonflikt geraten können, und auf den ehemaligen Beziehungspartner, der sich ausgeschlossen fühlt. Der ausgeschlossene Elternteil kann, wenn er zum Beispiel gekränkt ist, die neue Beziehung torpedieren und dadurch belasten. Zudem ist von Bedeutung, wie Sie die alte Beziehung abgeschlossen haben. Haben Sie sie friedlich abgeschlossen, oder gibt es noch Konfliktpunkte? Denn die Wahrscheinlichkeit, dass die alten Konflikte, wenn sie noch nicht beseitigt sind, die neue Familienkonstellation stören, ist gross.

Der Blick nach vorne ist für viele einfacher, als sich mit alten unangenehmen Situationen und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen. Aus meiner Perspektive ist dies aber die einzige Chance, als Paar neu zu starten, vor allem in einer solchen herausfordernden Konstellation. Das Nachdenken über das Scheitern einer Partnerschaft, den eigenen Anteil daran und ein konstruktiver und selbstkritischer Umgang mit den Konflikten aus der alten Partnerschaft ebnen den Weg für die neue Paarbeziehung und auch Elternbeziehung. So können Sie verhindern, dass sich alte Verhaltensmuster wiederholen.

Dies braucht Zeit. Auch braucht das Neue Zeit, um zusammenzuwachsen, und die Beteiligten brauchen Zeit, oft ein bis zwei Jahre, sich an die neue Konstellation zu gewöhnen. Hier zu überstürzen, zum Beispiel mit Zusammenziehen, birgt Gefahr.

 

Katrin Lukas, Paarberatung und Mediation im Kanton Zürich, Beratungsstelle Bülach

Dieser Artikel wurde im Stadt-Anzeiger Opfikon Glattbrugg unter der Rubrik «DER GUTE RAT» am 07.12.23 veröffentlicht.

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