«Vor vier Wochen habe ich mich von meiner Frau endgültig getrennt. Wir haben eine gemeinsame siebenjährige Tochter, welche bei meiner Frau lebt. Ich bin in eine kleine Wohnung ins Nachbardorf gezogen. Seit meinem Auszug ist unsere Tochter mir gegenüber sehr distanziert. Da sie bislang noch nicht geäussert hat, dass sie mich besuchen möchte, bin ich mit diesem Angebot sehr zurückhaltend. Ich gehe davon aus, dass sie es mir sagen würde, wenn sie Kontakt wünscht, und möchte sie schliesslich nicht bedrängen. Welches Verhalten meiner Tochter gegenüber aber ist angemessen?»
Eine Trennung zu bewältigen, ist für alle Beteiligten nicht einfach. Eine starke Verunsicherung erleben nicht nur Sie, sondern in besonderem Masse Ihre Tochter. Wenn sich Eltern trennen, löst dies häufig starke Verlustängste bei Kindern aus. Gerade jüngere Kinder befürchten am Anfang einer Trennung, einen Elternteil ganz zu verlieren, da sie die neue Situation nicht verstehen und einordnen können.
Das distanzierte Verhalten, das Sie bei Ihrer Tochter wahrnehmen, ist vermutlich Ausdruck ihrer Verunsicherung. Halten Sie sich vor Augen, dass Kinder beide Elternteile lieben; nicht selten denken sie, dass sie schuldig sind an der Trennung.
Nehmen Sie Ihrem Kind Ballast ab, indem Sie zusammen mit Ihrer Frau Verantwortung übernehmen und eine regelmässige Besuchsregelung festlegen. Teilen Sie Ihrer Tochter wenn möglich gemeinsam mit, dass Sie weiterhin ihre Eltern bleiben und dafür sorgen, dass der Kontakt auch zu Ihnen als Vater bestehen bleibt, auch wenn Sie nicht mehr zusammen wohnen. Mit dieser Klarheit legen Sie die Grundlage, die es Ihrer Tochter ermöglicht, die Trennung mehr und mehr zu bewältigen. Geben Sie Ihrem Kind die Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen.
Sollten Sie merken, dass sich eine Einigung mit Ihrer Frau als schwierig gestaltet, könnte eine Mediation weiterhelfen. Hierbei werden unter anderem Eltern im Rahmen einer strukturierten Vorgehensweise professionell darin unterstützt, bei Konflikten miteinander einvernehmliche Lösungen zu finden. Vorausgesetzt, Sie sind beide bereit, sich hierauf einzulassen. Alles Gute für den bevorstehenden Weg.
Dieser Bericht ist im Stadtanzeiger Opfikon Glattbrugg erschienen.
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