Berührungen werden in den meisten Partnerschaften im Laufe der Jahre immer seltener: Viele Paare erleben, dass Küsse zu Küsschen werden, Umarmungen kurz und knapp und Zärtlichkeiten rar. Auch der Vorwurf «Du berührst mich nur, wenn du Sex möchtest», ist nicht selten. Manchmal werden Berührungen aber auch vermieden, aus Sorge, beim anderen könnte die Erwartung aufkommen, dass aus dem Kuscheln Sex wird.

Damit fällt ein wichtiges Mittel weg, einen anderen Kanal als die verbale Kommunikation zu nutzen, um die Verbindung zum Partner / zur Partnerin zu erhalten oder zu stärken und einer Entfremdung entgegenzuwirken. «Berühren berührt» – sowohl den berührten als auch den berührenden Partner: Positive Gefühle werden ausgelöst, auch Bindungshormone ausgeschüttet. Die Partnerschaft wird als Ort der Geborgenheit erlebt.

Es ist also ein Geschenk, das man dem Gegenüber, aber auch sich selbst macht, wenn man den Partner / die Partnerin in den Arm nimmt: in Situationen, in denen eine/einer von beiden Zuwendung oder Trost braucht oder in entspannten Momenten zu zweit. Aber auch, wenn man sich über den anderen / die andere geärgert hat, kann das Berühren eine Brücke schlagen. Das kostet etwas Überwindung, tut aber beiden gut, und anschliessend ist vielleicht auch Reden wieder einfacher.

Sie können auch eine «Umarmung bis zur Entspannung» ausprobieren: Möglichst einmal am Tag nehmen Sie sich ein paar Minuten, später dann vielleicht 10 bis 15 Minuten Zeit für eine Umarmung im Stehen, bei der nicht gesprochen wird. Beide konzentrieren sich zuerst einen Moment auf sich, auf die eigene Atmung. In der Umarmung nehmen Sie dann Ihre Gefühle wahr und beobachten, ob diese sich verändern, wenn Sie versuchen, sich zu entspannen.

In längeren Partnerschaften braucht körperliche Nähe – so wie auch das Gespräch – Zeitinseln zu zweit, vor allem wenn beide viel beschäftigt sind: Gestalten Sie Kuscheldates in einer schönen Atmosphäre, z. B. mit angenehmem Licht, Kerzen, Duft usw. – was ja auch wunderbar in die Vorweihnachtszeit passt. Vielleicht möchten Sie zusammen duschen oder baden, sich gegenseitig eincremen oder massieren oder was immer Ihnen in den Sinn kommt.

Damit beide Partner sich entspannen können und sich der Partner / die Partnerin, die ein geringeres sexuelles Begehren hat, nicht bedrängt fühlt, ist es wichtig, dass Kuscheln nicht nur als Mittel für Sex benutzt wird. Es braucht auch sexfreie Zonen, damit sich die begehrensschwächere Person auch sicher fühlt und weiss: «Hier passiert jetzt nichts.»

Wenn dann beide Lust auf Sex entwickeln, darf es natürlich sein, dass es dazu kommt. Aber wenn nicht, dann sollte das völlig in Ordnung sein. Es geht um «Hautzeit», um Zärtlichkeit, um körperlichen Kontakt. Vielleicht als Boden dafür, dass Sexualität möglich ist – aber auch einfach, um sich körperlich nah zu sein.

Dieses Thema wird am 4. Adventssonntag folgen:

Zeit mit der Familie – Zeit schenken