«Viele Männer erleben beim Übergang zum Vatersein neben Positivem auch eine starke Verunsicherung.»

Seit einigen Wochen beschäftige ich mich mit der Frage, ob ich meinen Job zugunsten der Betreuung unseres Sohnes (2 Jahre) vom Vollpensum auf ein 60-Prozent-Teilzeitpensum redu­zieren soll, was seitens meines Ar­beitgebers möglich wäre. Meine Frau würde gerne ihr Pensum erhöhen und möchte, dass ich an zwei Tagen in der Woche unser Kind betreue. Grundsätzlich bin ich für diese Über­legung offen. Doch immer wieder ho­len mich Zweifel ein, ob ich mich hier nicht selbst überfordere bzw. ob ich der neuen Aufgabe als Teilzeitvater überhaupt gewachsen bin. Da ich meinem Chef Rückmeldung geben muss, bin ich um Rat dankbar.

Wie gut, dass Sie Ihre Entscheidung nicht überstürzen, hat sie doch ver­schiedenste Auswirkungen auf Sie und Ihre Familie. Es ist wichtig, bedeut­same Angelegenheiten wie die der Rollen- und Aufgabenverteilung als Paar miteinander zu besprechen und auszuhandeln.
Ihre Frau tut den ersten Schritt und tritt mit dem Wunsch an Sie her­an, ihr berufliches Engagement aus­weiten zu können. Nun sollten Sie sich mit den Stimmen auseinandersetzen, die sich in Ihnen melden. Weshalb sind Sie grundsätzlich für eine neue Rollenverteilung offen? Was bestärkt und motiviert Sie darin?
Was lässt Sie zweifeln, und wel­ches Szenario haben Sie vor Augen, wenn Sie an Überforderung denken? Hilfreich ist, wenn Sie im Vorfeld mit Ihrem Chef allfallige Fragen (z. B. Ver­teilung der Aufgaben, Möglichkeit von Homeoffice) und Erwartungen (z. B. hinsichtlich Erreichbarkeit) klären.
Dadurch erhalten Sie eine realistische Vorstellung bezüglich Ihrer Arbeit. Wenn ich es richtig interpretiere, at­testiert Ihnen Ihre Frau, dass Sie es als Vater gut machen – eine wichtige Voraussetzung für ein solches Famili­enmodell.
Stellen Sie Ihren Bedenken gegen­über, dass viele Männer den Übergang zum Vatersein neben Positivem auch mit starker Verunsicherung erleben. Gleichzeitig wächst man(n) in seinen Vaterkompetenzen gerade erst durch Gelegenheit und Erfahrung. Halten Sie jetzt nochmals inne. Gibt es nun Stim­men, die ein Ja für die eine oder die andere Lösung hörbar machen?
Und last, but not least: Was würde Ihr Sohn sagen, könnte er einen Wunsch formulieren?

Dieser Bericht ist im Stadtanzeiger Opfikon Glattbrugg erschienen.
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